Einführung: Warum die Liturgie das Herz des christlichen Lebens ist
In einer hektischen Welt voller Lärm und Ablenkungen steht die katholische Liturgie wie ein Leuchtturm des Heiligen. Sie ist nicht nur ein Ritual, sondern lebendiger Ausdruck des Glaubens – die Begegnung zwischen Himmel und Erde. Doch was ist ihr wahres Ziel? Die Kirche, geleitet von Tradition und Heiliger Schrift, lehrt uns, dass die Liturgie vier wesentliche Ziele hat:
- LATREUTISCH (Anbetung)
- EUCHARISTISCH (Danksagung)
- IMPERATORISCH (Bitte)
- PROPITIATORISCH (Sühne für die Sünde)
Diese Ziele sind nicht abstrakt: Sie verwirklichen sich in jeder Messe, in jedem liturgischen Gebet und sollen unser geistliches Leben prägen. Vertiefen wir sie, entdecken wir ihre biblischen Wurzeln und lernen, wie wir sie heute leben können.
1. Das latreutische Ziel: Gott als Herrn des Universums anbeten
Was bedeutet „latreutisch“?
Der Begriff kommt vom griechischen „latreia“ (λατρεία), was Anbetung bedeutet – die höchste Form der Anerkennung Gottes als Schöpfer und Herr über alles. Es ist das erste Gebot: „Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen“ (Mt 4,10).
Theologie und Tradition
Die Liturgie ist vor allem Anbetung. Das Konzil von Trient betonte dies gegen protestantische Irrtümer, die die Messe auf ein bloßes Gedächtnismahl reduzierten. „Sacrosanctum Concilium“ (Vatikan II) erklärt: „Die Liturgie ist die Ausübung des Priestertums Christi“ (SC 7).
In der Messe opfert sich Christus selbst durch den Priester dem Vater dar. Wir „tun“ nicht etwas, sondern vereinen uns mit dem ewigen Opfer des Lammes.
Praktische Anwendung: Die heilige Ehrfurcht wiederentdecken
Heute erleben viele Katholiken die Messe abgelenkt wie Zuschauer. Wie leben wir das latreutische Ziel?
- Innere Vorbereitung: Einige Minuten früher kommen, in Stille, im Bewusstsein der Gegenwart des Allerheiligsten.
- Ehrfürchtige Haltung: Kniebeugen, Verneigungen, Kreuzzeichen mit Hingabe.
- Gesang und Gesten: Aktiv teilnehmen, ohne zu vergessen, dass Gott im Mittelpunkt steht, nicht unsere Gefühle.
2. Das eucharistische Ziel: Für Gottes Gaben danken
Die Eucharistie: Danksagung
„Eucharistie“ kommt vom griechischen „eucharistia“ (εὐχαριστία), was Danksagung bedeutet. Paulus mahnt: „Dankt für alles“ (1 Thess 5,18).
Theologie: Christus, der große Dankende
Beim Abendmahl nahm Jesus das Brot, sprach das Dankgebet (Lk 22,19). Sein ganzes Leben war ein einziges „Danke, Vater“. Die Liturgie setzt dies fort: Wir danken nicht nur für Gaben, sondern die Eucharistie selbst ist höchster Dank.
Praktische Anwendung: Dankbarkeit kultivieren
In einer Kultur des Jammerns lehrt uns die Liturgie alles als Geschenk zu sehen.
- Dankbarkeitstagebuch: Drei tägliche Gnadengaben notieren.
- Opfergedanke: Freuden und Mühen in der Opferbereitung darbringen.
- Dank nach der Kommunion: Ein stilles „Danke“ an Jesus.
3. Das imperatorische Ziel: Gott um unsere Bedürfnisse bitten
„Imperatorisch“: Bittend vertrauen
Vom lateinischen „imperare“ (bitten) zeigt dieses Ziel unsere Abhängigkeit von Gott. Die Liturgie ist voll Bitten: „Kyrie eleison“, „Erhöre uns, Herr“.
Theologie: Christus, unser Fürsprecher
„Alles, worum ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun“ (Joh 14,13). Liturgie ist keine Magie, aber Gott will unser Bitten.
Praktische Anwendung: Beten wie die Armen im Geist
Viele bitten heute nur um Materielles. Die Liturgie lehrt uns ums Wesentliche zu bitten:
- Für Kirche und Welt: In den Fürbitten.
- Für die Verstorbenen: Im „Memento“.
- Um Bekehrung: „Herr, dass ich sehe“ (Mk 10,51).
4. Das propitiatorische Ziel: Sühne für die Sünde leisten
Sühne: Das reinigende Opfer
„Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“ (Lk 22,19). Die Liturgie macht Golgatha gegenwärtig, wo Christus sich für unsere Sünden opferte.
Theologie: Die Messe als Sühneopfer
Das Konzil von Trient lehrte, die Messe sei dasselbe Opfer wie das Kreuz, das uns seine Früchte schenkt. Kein „neues“ Opfer, sondern das eine, gegenwärtig gesetzte Opfer.
Praktische Anwendung: In der Gnade leben
Heute fehlt oft das Sündenbewusstsein. Wie leben wir dieses Ziel?
- Häufige Beichte: Um die Kommunion würdig zu empfangen.
- Opfer bringen: Kleine Verzichte mit der Messe verbinden.
- Sühneandacht: Das Herz Jesu für Beleidigungen trösten.
Schluss: Die Liturgie – Schule des ewigen Lebens
Die vier Ziele der Liturgie sind keine Theorie – sie sind ein Weg zur Heiligkeit. Sie lehren uns:
- Gott den ersten Platz zu geben (latreutisch)
- In Dankbarkeit zu leben (eucharistisch)
- Vertrauend zu bitten (imperatorisch)
- Das Kreuz zu lieben (propitiatorisch)
In einer gottvergessenen Welt ist die Liturgie das Gegenmittel. Jede Messe soll uns Himmel auf Erden sein.
„Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre jetzt und in Ewigkeit. Amen.“ (Schlussdoxologie des Hochgebets).
Letzte Betrachtung
Erleben Sie die Messe als Anbetung, Danksagung, Bitte und Sühne? Heute ist der Tag, die Liturgie mehr zu lieben und sich von ihr verwandeln zu lassen.
So sei es!