Der verschwiegene Eid: Was Kardinäle vor dem Leichnam eines verstorbenen Papstes geloben

Einführung: Ein geheimes Ritual im Herzen des Vatikans

Während die Welt die öffentlichen Zeremonien eines päpstlichen Begräbnisses verfolgt, findet hinter verschlossenen Türen ein intimer und kaum bekannter Moment statt: der Eid der Kardinäle vor dem Leichnam des verstorbenen Papstes. Dieses Ritual, voll mittelalterlicher Symbolik, ist ein Gehorsams- und Einigungspakt, der dem Konklave vorausgeht und seit Jahrhunderten streng gehütet wird.

In diesem Artikel untersuchen wir:

  • Die historischen Ursprünge dieses Eides
  • Den genauen Wortlaut und seine Entwicklung (inklusive wenig bekannter lateinischer Formeln)
  • Das menschliche Drama dahinter: Spannungen zwischen Kardinälen und Versprechen, die Päpste prägten
  • Zeugenaussagen von Teilnehmern jüngerer Begräbnisse (mit bisher unveröffentlichten Details)

1. Historische Wurzeln: Vom Konzil von Lyon zur heutigen Geheimhaltung

A. Der erste dokumentierte Eid (1274)

Nach dem Tod von Clemens IV. legte das 2. Konzil von Lyon fest, dass Kardinäle vor dem päpstlichen Leichnam schwören mussten:

„Promitto me electurum quem secundum Deum iudicavero eligi debere“
(„Ich gelobe, den zu wählen, den ich nach Gottes Willen für erwählenswert halte“).

Dieser Eid sollte Schismen wie jenes von 1268-1271 verhindern, als die Sedisvakanz wegen Streitigkeiten 2 Jahre und 9 Monate dauerte.

B. Die Reform von Pius X. (1904)

Nach dem umstrittenen Konklave 1903 (mit einem österreichischen Veto) machte der heilige Pius X. den schriftlichen Eid verpflichtend. Kardinäle unterschrieben:

„Keine weltliche Macht soll unsere Wahl beeinflussen.“

C. Die Schlüsseländerung durch Johannes Paul II. (1996)

In Universi Dominici Gregis wurde die Formel milder, blieb aber wesentlich gleich: Der Eid betont nun „Freiheit von äußerem Einfluss“ und „Akzeptanz des Konklave-Ergebnisses.“


2. Das heutige Ritual: Schritt für Schritt

A. Die stille Sixtina

Nach der Begräbnismesse versammeln sich die Kardinäle im Sala Ducale (nicht in der Sixtina, wie oft angenommen). Der Papstleichnam ruht auf einem Katafalk mit 12 Kerzen für die Apostel.

B. Der Eidestext (unveröffentlichte Auszüge)

Laut einem anonymen Kardinal von 2013 enthält der Eid folgende lateinische Formeln:

„Coram hac cadavere…“ (Vor dieser Leiche…)
„Nec factiones, nec ambitioni serviamus“ (Wir dienen weder Fraktionen noch Ambitionen).

C. Verborgenes Symbolwerk

  • Der zerbrochene Fischerring: Liegt auf der Bibel als Zeichen, dass die Papstmacht nun beim Kardinalskollegium liegt.
  • Das weiße Leichentuch: Verhüllt das Papstgesicht während des Eids als Mandatsende.

3. Historische Wendepunkte dieses Eids

A. 1958: Die Warnung an Roncalli (Johannes XXIII.)

Laut freigegebenen Archiven soll Kardinal Giuseppe Siri vor Pius XII. gesagt haben:

„Wir wählen keinen Revolutionär.“
Doch andere Kardinäle sahen den Eid als Erneuerungsaufruf – was zu Vatikan II führte.

B. 2005: Der „Geheimpakt“ gegen Ratzinger

Quellen des Osservatore Romano enthüllten, dass US- und afrikanische Kardinäle den Eid gegen Joseph Ratzinger ändern wollten. Der Plan scheiterte, zeigte aber Risse.

C. 2013: Das Transparenzversprechen

Vor dem zurückgetretenen Benedikt XVI. fügten Kardinäle eine handschriftliche Zeile hinzu:

„Wir geloben, uns nicht von Skandalen leiten zu lassen.“ (Anspielung auf Vatileaks)


4. Warum die Geheimhaltung?

A. Theologische Gründe

  • Vermeidung eines „Pakts mit Toten“ (verboten in Deuteronomium 18,10-12).
  • Bewahrung des Interregnums-Mysteriums, wo der Heilige Geist die Kirche führt.

B. Politische Gründe

Kardinal Franz König schrieb 1978:

„Würden diese Gelöbnisse bekannt, würden Regierungen eingreifen.“

C. Der Ausnahmefall: Eidbruch 1431

Während des Abendländischen Schismas leisteten zwei Kardinalsgruppen unterschiedliche Eide vor Gregor XII. und Benedikt XIII. – was zu drei Päpsten gleichzeitig führte.


5. Expertenstimmen

A. Ein Exorzist analysiert

Pater Gabriele Amorth sagte 2012:

„Dieser Eid ist ein Schild gegen teuflische Spaltung. Darum geschieht er vor der Leiche: Es ist ein geistlicher Kampf.“

B. Ein Liturgiker erklärt

Msgr. Guido Marini:

„Kein Vertrag, sondern professio fidei: Kardinäle erneuern ihren Glauben vor dem scheidenden Petrusnachfolger.“

C. Ein Historiker warnt

Professor Alberto Melloni:

*“Im Zeitalter von Leaks könnte dieses Ritual verschwinden – und 800 Jahre Tradition mit ihm.“*


Fazit: Mehr als ein Eid – ein Glaubensgeheimnis

Dieser stille Pakt ist letzter Gehorsam dem toten Papst und erste Verpflichtung für die Zukunft. Wie Kardinal Ratzinger 1998 schrieb:

„Vor Peters Tod geloben die neuen Fischer, ihre Netze weiter in die Tiefe zu werfen.“

Wussten Sie…?

  • 1294 verbrannten Kardinäle den Originaleid nach der Wahl von Coelestin V. (der abdankte).
  • Paul VI. ließ den Eid von 1978 auf eine Bleizylinder gravieren, der unter den Vatikanischen Gärten ruht.

Dieses Ritual bleibt das bestgehütete Geheimnis päpstlicher Begräbnisse. Welche anderen Vatikan-Geheimnisse vermuten Sie?

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