Einführung: Der Altar, das Herz der katholischen Liturgie
Im Zentrum jeder katholischen Kirche steht der Altar – ein heiliger Ort, der weit mehr ist als nur ein physisches Objekt. Er ist der Punkt, an dem Himmel und Erde sich berühren, der Raum, in dem das ewige Opfer Christi am Kreuz mystisch und real bei jeder Eucharistiefeier gegenwärtig wird. Geweihte Altäre sprechen von Heiligkeit, Geschichte und einer tiefen Symbolik, die die Tradition der Kirche mit Gottes Ewigkeit verbindet.
Aber was genau bedeutet ein geweihter Altar? Warum ist er so besonders? Und was können wir als moderne Katholiken von diesem zentralen Element unseres Glaubens lernen? Dieser Artikel möchte diese Fragen untersuchen, indem er auf die Geschichte, die theologische Bedeutung und die Art und Weise eingeht, wie wir diese Symbolik in unserem täglichen Leben leben können.
Geschichte: Der Altar im Lauf der Zeit
1. Biblische Wurzeln: Der Altar im Alten Testament
Die Geschichte der Altäre reicht bis zu den Anfängen der Beziehung zwischen Gott und der Menschheit zurück. Im Alten Testament errichteten die Patriarchen wie Noah, Abraham, Isaak und Jakob Altäre, um Gott Opfer darzubringen (Genesis 8,20; 12,7; 22,9). Diese frühen Altäre waren einfache Strukturen, oft aus Stein, die die Verbindung zwischen Himmel und Erde symbolisierten.
Der Altar hatte auch eine sühnebringende Funktion: Auf ihm wurden Opfer dargebracht, um Vergebung für Sünden zu erlangen und die Gemeinschaft mit Gott wiederherzustellen. Zum Beispiel war im Tempel von Jerusalem der Brandopferaltar der Ort, an dem Tiere gemäß dem mosaischen Gesetz geopfert wurden. Dieses Ritual deutete auf das vollkommene Opfer Christi am Kreuz hin.
Symbolik:
- Steine: Symbolisieren Gottes Stabilität und Ewigkeit.
- Opfer: Drücken die totale Hingabe an Gott und die Anerkennung seiner Souveränität aus.
2. Der Altar im frühen Christentum
Mit dem Kommen Christi erhielt das Konzept des Altars eine neue Bedeutung. Tieropfer waren nicht mehr notwendig, da Jesus, das Lamm Gottes, ein einziges und endgültiges Opfer am Kreuz dargebracht hat (Hebräer 10,10). Dennoch behielten die frühen Christen die Verwendung von Altären bei, nicht für blutige Opfer, sondern als Tische, an denen die Eucharistie gefeiert wurde.
Während der römischen Verfolgungen wurden die Katakomben zu Orten des Gottesdienstes, und die Altäre waren oft die Gräber der Märtyrer. Dies unterstrich die Verbindung zwischen dem Opfer Christi und dem Zeugnis derer, die ihr Leben für ihn gaben.
Symbolik:
- Märtyrergräber: Das vergossene Blut in Einheit mit Christus stärkt den Glauben der Kirche.
- Tisch der Gemeinschaft: Der Altar als Zeichen der Einheit in Christus.
3. Der Altar in der mittelalterlichen und modernen Kirche
Mit der Legalisierung des Christentums und dem Bau von Kirchen wurden die Altäre sorgfältiger gestaltet und mit wertvollen Materialien geschmückt. Das Konzil von Trient bekräftigte die Bedeutung der Weihe von Altären und betonte ihre Rolle als exklusiver Ort für das Opfer der Messe.
Heute behält der Altar in der nachkonziliaren Liturgie seinen zentralen Platz bei, wobei sowohl seine Opferfunktion als auch seine gemeinschaftliche Dimension hervorgehoben werden: Er ist der Tisch des Herrenmahls und der Ort, an dem das Opfer von Golgatha gegenwärtig wird.
Theologische Bedeutung: Der Altar als Zeichen Christi
In der katholischen Theologie ist der Altar nicht nur ein beliebiger Gegenstand; er ist ein Symbol Christi selbst. Der Katechismus der Katholischen Kirche erklärt dies deutlich: „Der Altar ist auch der Tisch des Herrn, zu dem das Volk Gottes eingeladen ist“ (KKK, 1182). Christus ist zugleich Priester, Opfer und Altar.
Elemente von tiefgründiger Bedeutung:
- Die Weihe des Altars: Der Akt, durch den ein Altar ausschließlich dem Gottesdienst geweiht wird. Dazu gehören die Salbung mit heiligem Öl, die Weihrauchopferung und das Einsetzen von Reliquien von Heiligen, die uns an unsere Gemeinschaft mit der triumphierenden Kirche im Himmel erinnern.
- Das Altartuch: Stellt das Leichentuch dar, das Christus im Grab umhüllte.
- Die Kerzen: Symbolisieren das Licht Christi, das sein Volk führt.
Praktische Anwendungen: Das Symbol des Altars leben
1. Ein Ruf zur persönlichen Heiligkeit
So wie der Altar ausschließlich Gott geweiht ist, sind Christen aufgerufen, ihr Leben ihm zu widmen. Paulus erinnert uns: „Bringt eure Leiber dar als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer“ (Römer 12,1).
2. Die Bedeutung der Eucharistie
Der Altar lädt uns ein, die Messe als Zentrum unseres geistlichen Lebens zu schätzen. Die aktive Teilnahme an der Eucharistiefeier ist nicht nur ein Akt der Frömmigkeit, sondern eine Begegnung mit Christus, die unser Leben verwandelt.
3. Errichtung von Hausaltären
In unseren Häusern können wir kleine Altäre schaffen, die uns an die Gegenwart Gottes in unserem Alltag erinnern. Ein Kreuz, ein Bild der Jungfrau Maria oder ein Ort, der dem Gebet gewidmet ist, können konkrete Wege sein, diese Spiritualität zu leben.
Fazit: Der Altar als Zeichen der Hoffnung
In einer Welt voller Ablenkungen und Oberflächlichkeiten erinnert uns der geweihte Altar an das Wesentliche: Gott ist mitten unter uns und lädt uns ein, uns ihm in einem Akt höchster Liebe zu vereinen. Jedes Mal, wenn wir uns dem Altar nähern, nehmen wir an einem Geheimnis teil, das Zeit und Raum übersteigt und uns mit Christus und der ganzen Kirche verbindet, sowohl auf Erden als auch im Himmel.
Möge die Reflexion über die Heiligkeit der geweihten Altäre unseren Glauben erneuern und unser Engagement bestärken, als wahre Zeugen des göttlichen Opfers in unserem täglichen Leben zu leben.