Franziskus von Assisi und Luther: Zwei Reformen, zwei gegensätzliche Wege in der Kirche

Einleitung: Ein Ruf zur Erneuerung

In der Kirchengeschichte gibt es kaum ein Thema, das so faszinierend – und gleichzeitig so kontrovers – ist wie das der kirchlichen Reform. Zwei Gestalten ragen in diesem Zusammenhang besonders hervor: Franziskus von Assisi, der Poverello von Assisi, und Martin Luther, der Augustinermönch, der die protestantische Reformation auslöste. Beide lebten in Zeiten der Krise, beide riefen nach Veränderung, doch ihre Methoden, Motivationen und Früchte waren grundverschieden.

Was können wir heute von diesen beiden Wegen lernen? Wie können wir zwischen einer dem Lehramt treuen Reform und einer, die mit der Tradition bricht, unterscheiden? Dieser Artikel wird nicht nur ihre Geschichten beleuchten, sondern uns auch helfen, ihre Lehren auf unser geistliches Leben anzuwenden – besonders in einer Zeit, in der viele mit guten Absichten den Glauben „reformieren“ wollen, aber nicht immer im Einklang mit dem Herzen Christi.


1. Franziskus: Reform durch Gehorsam und Liebe zum Kreuz

a) Historischer Kontext: Eine Kirche in der Krise

Anfang des 13. Jahrhunderts stand die Kirche vor schweren Problemen: Klerikale Korruption, maßloser Luxus in der Hierarchie und eine Entfremdung zwischen Glauben und Alltag der Gläubigen. In dieser Situation erweckte Gott einen jungen Mann namens Franziskus Bernardone, der nach einer tiefen Bekehrung den Gekreuzigten zu sich sagen hörte:

„Franziskus, baue mein Haus wieder auf, das, wie du siehst, ganz und gar in Verfall gerät“ (Legenda Maior des heiligen Bonaventura).

b) Seine Methode: Demut, Armut und Unterwerfung

Anders als andere Reformer kritisierte Franziskus die Bischöfe nicht öffentlich und rebellierte nicht gegen Rom. Stattdessen:

  • Lebte er das Evangelium radikal (Matthäus 10,7-10: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben“).
  • Gründete einen Orden mit päpstlicher Approbation (Innozenz III. bestätigte seine Regel 1209).
  • Bewahrte eine unerschütterliche Liebe zur Eucharistie und zum Priestertum, trotz der Sünden einiger Kleriker.

c) Früchte seiner Reform

  • Geistliche Erneuerung von innen, ohne Schisma.
  • Millionen bekehrter Seelen durch sein Zeugnis der Freude und Buße.
  • Ein Orden, der bis heute besteht, mit Heiligen wie Antonius von Padua, Maximilian Kolbe und anderen.

Lehre für heute:
In Zeiten kirchlicher Krisen entsteht wahre Reform durch persönliche Heiligkeit, nicht durch zerstörerische Kritik. Wie Paulus sagt: „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute“ (Römer 12,21).


2. Luther: Reform durch Aufruhr und Bruch

a) Historischer Kontext: Missbräuche und Unzufriedenheit

Im 16. Jahrhundert sah sich die Kirche ebenfalls mit schweren Problemen konfrontiert: Ablasshandel, Nepotismus und moralischer Verfall. Luther, ein Augustinermönch, strebte zunächst innere Reform an, doch seine Frustration führte ihn auf einen anderen Weg.

b) Seine Methode: Öffentliche Kritik und Autoritätsverweigerung

1517 schlug er seine 95 Thesen in Wittenberg an, um Missbräuche anzuprangern. Doch mit der Zeit:

  • Leugnete er die Autorität des Papstes (entgegen Matthäus 16,18: „Du bist Petrus…“).
  • Verwarf Tradition und Lehramt zugunsten des „sola Scriptura“ (obwohl er selbst die Bibel veränderte, indem er Bücher entfernte).
  • Rechtfertigung allein durch Glauben ohne Werke (entgegen Jakobus 2,24: „Der Mensch wird durch Werke gerecht und nicht durch den Glauben allein“).

c) Früchte seiner Reform

  • Spaltung der Christenheit (Protestantismus, später Hunderte von Denominationen).
  • Verlust der Sakramente (wie Eucharistie und Beichte).
  • Religionskriege und Säkularisierung in Europa.

Lehre für heute:
Zorn und Ungeduld können zu schweren Fehlern führen. Wie die Sprüche 21,2 sagen: „Jeder Weg des Menschen ist recht in seinen Augen, doch der Herr prüft die Herzen.“


3. Welche Reform brauchen wir heute?

Wir leben in einer Zeit doktrinärer Verwirrung, Säkularismus und Spaltung. Wie sollen wir reagieren?

a) Nach Franziskus‘ Vorbild:

  • Die Kirche als Mutter lieben, trotz ihrer Wunden.
  • Heiligkeit leben, bevor man sie von anderen fordert.
  • Vertrauen, dass Christus seine Kirche führt (Matthäus 28,20).

b) Luthers Fehler vermeiden:

  • Nicht in geistlichen Hochmut verfallen („Nur ich verstehe das Evangelium“).
  • Nicht spalten: Einheit ist wesentlich (Johannes 17,21).
  • Unterwerfung unter das Lehramt, wie Franziskus.

Schluss: Erbauer oder Zerstörer?

Zwei Männer, zwei Reformen:

  • Franziskus baute auf, Luther spaltete.
  • Franziskus gehorchte, Luther rebellierte.
  • Franziskus führte Seelen zu Christus, Luther führte viele aus der Kirche.

Heute steht jeder Katholik vor einer Wahl: Werden wir verbitterte Kritiker oder Heilige sein, die die Kirche durch Liebe erneuern?

Möge uns Franziskus inspirieren, aufzubauen und nicht zu zerstören. Möge sein Beispiel uns daran erinnern, dass wahre Reform im Herzen beginnt, im Gebet und in der Treue zu Christus und seiner Kirche.

„Wo Lieb und Güte waltet, dort ist der Herr.“ (Hymnus der franziskanischen Liturgie).

Sind Sie bereit, Werkzeuge des Friedens und der Erneuerung zu sein?


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Über catholicus

Pater noster, qui es in cælis: sanc­ti­ficétur nomen tuum; advéniat regnum tuum; fiat volúntas tua, sicut in cælo, et in terra. Panem nostrum cotidiánum da nobis hódie; et dimítte nobis débita nostra, sicut et nos dimíttimus debitóribus nostris; et ne nos indúcas in ten­ta­tiónem; sed líbera nos a malo. Amen.

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