Suspendierung eines Priesters: Warum entzieht die Kirche einem Geistlichen sein Amt?

Einleitung: Wenn ein Priester vom Dienst suspendiert wird

In den letzten Jahren gab es Fälle von Priestern, die a divinis suspendiert wurden (d.h. ihnen wurde die Ausübung ihres öffentlichen Amtes untersagt). Für viele Gläubige ist dies verwirrend, schmerzhaft und sogar skandalös. Warum würde die Kirche eine so drastische Maßnahme ergreifen? Welche Gründe können zur Suspendierung eines Priesters führen?

Dieser Artikel erklärt auf Grundlage der Theologie und des Kirchenrechts die Hintergründe der Suspendierung, ihre häufigsten Ursachen und wie Gläubige auf solche Situationen reagieren sollten.


1. Was bedeutet Suspendierung a divinis?

Die Suspendierung ist eine kanonische Strafe (can. 1333 CIC), die einem Kleriker teilweise oder vollständig verbietet, sein Amt auszuüben. Sie ist nicht dasselbe wie:

  • Exkommunikation (Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft)
  • Zurückversetzung in den Laienstand (Entlassung aus dem Klerikerstand)

Arten der Suspendierung

  • Automatische Suspendierung (latae sententiae): Tritt bei bestimmten schweren Vergehen sofort in Kraft (z.B. Bruch des Beichtgeheimnisses).
  • Verhängte Suspendierung (ferendae sententiae): Wird nach einem kirchlichen Verfahren ausgesprochen.

2. Gründe für die Suspendierung eines Priesters

A. Theologische Gründe

  • Häresie, Apostasie oder Schisma (can. 1364): Ablehnung von Glaubensdogmen oder Trennung vom Papst.
  • Illegale Feier der Messe (z.B. Verwendung nicht genehmigter Riten).

B. Moralische Verfehlungen

  • Sexueller Missbrauch oder schwerer Skandal (can. 1395).
  • Öffentliches Zusammenleben in eheähnlicher Gemeinschaft (can. 1394).
  • Simonie (Verkauf von Sakramenten, can. 1380).

C. Disziplinarische Gründe

  • Schwerer Ungehorsam gegenüber dem Bischof (z.B. ungerechtfertigte Weigerung gegen eine Versetzung).
  • Betrug bei der Verwaltung kirchlichen Vermögens.

3. Der kirchliche Suspendierungsprozess

Die Suspendierung erfolgt nicht willkürlich, sondern folgt einem klaren Ablauf:

  1. Vorermittlungen: Beweise werden gesammelt.
  2. Anhörung des Beschuldigten: Der Priester kann sich äußern.
  3. Suspendierungsdekret: Wird vom Bischof oder Vatikan ausgesprochen.
  4. Rechtsmittel: Möglichkeit der Berufung an höhere kirchliche Gerichte.

4. Möglichkeiten für suspendierte Priester

  • Reue zeigen und Versöhnung suchen durch Beichte und Wiedergutmachung.
  • Beim Heiligen Stuhl Berufung einlegen, falls die Strafe ungerecht erscheint.
  • In Gebet und Buße leben, ohne öffentlich zu wirken, bis zur Rehabilitierung.

5. Wie sollten Gläubige reagieren?

✅ Für den suspendierten Priester beten (dies kann eine Prüfung für sein Seelenheil sein).
✅ Keine Gerüchte verbreiten – das kirchliche Verfahren abwarten.
✅ Vertrauen haben, dass die Kirche zum Wohl der Seelen handelt, auch wenn der Prozess schmerzhaft ist.


Schluss: Kirchliche Disziplin ist ein Akt der Barmherzigkeit

Die Suspendierung ist keine „hoffnungslose Bestrafung“, sondern eine heilende Maßnahme, wie der Katechismus (Nr. 1463) erklärt:

„Ziel der Kirchenstrafen ist nicht einfach die Bestrafung, sondern die Besserung des Schuldigen, die Wiedergutmachung von Skandal und die Wiederherstellung der Gerechtigkeit.“

Wenn ein Priester suspendiert wird, sollten wir nicht den Glauben an die Kirche verlieren, sondern für seine Bekehrung und die Heiligung aller Diener Gottes beten.

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Pater noster, qui es in cælis: sanc­ti­ficétur nomen tuum; advéniat regnum tuum; fiat volúntas tua, sicut in cælo, et in terra. Panem nostrum cotidiánum da nobis hódie; et dimítte nobis débita nostra, sicut et nos dimíttimus debitóribus nostris; et ne nos indúcas in ten­ta­tiónem; sed líbera nos a malo. Amen.

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