Eine theologische und pastorale Reflexion zur Versöhnung des menschlichen Herzens mit der Schöpfung, beginnend mit der Eucharistie
Einleitung: Was haben Ökologie und der Altar gemeinsam?
In einer Welt, die zunehmend durch den Klimawandel, den Verlust der Biodiversität und die Verschmutzung alarmiert ist, ist das Wort „Ökologie“ zu einem drängenden Thema geworden. Man spricht über Recycling, die Reduzierung des Plastikverbrauchs, den Schutz der Wälder… aber selten wird der Altar, die Messe oder die Liturgie als Schlüssel zur Wiederherstellung der Ordnung der Schöpfung genannt. Wenn wir jedoch die Wurzeln des christlichen Denkens erforschen, entdecken wir etwas Revolutionäres: Die wahre Ökologie beginnt nicht in der Natur, sondern am Altar Gottes.
Zunächst mag diese Aussage seltsam erscheinen. Aber wenn wir ihre Bedeutung vertiefen, werden wir erkennen, dass es keine Pflege des gemeinsamen Hauses (des oikos) ohne ein geordnetes Herz gibt – und es gibt kein geordnetes Herz ohne wahre Anbetung. Dieser Artikel hat genau das zum Ziel: die Liturgie mit der Schöpfung zu versöhnen und wiederzuentdecken, dass christliche Ökologie zutiefst sakramental ist.
1. „Oikos“: Das gemeinsame Zuhause und seine ursprüngliche Bedeutung
Das Wort „Ökologie“ kommt aus dem Griechischen oikos (οἶκος), was „Haus“ oder „Zuhause“ bedeutet, und logos, was „Wort“ oder „Lehre“ bedeutet. Im ursprünglichen Sinn ist Ökologie also die „Lehre vom Zuhause“. Aber welches Zuhause? Der Planet? Die Natur? Ja, aber nicht nur. In der christlichen Sicht ist der fundamentalste oikos das Haus Gottes, der Ort, an dem der Mensch seinen Schöpfer trifft: der Altar.
Dies ist keine neue Idee. Bereits im Alten Testament wohnt Gott mitten unter seinem Volk: in der Bundeslade, im Tempel von Jerusalem, in der Zeltwohnung. Im Neuen Testament erreicht diese Gegenwart ihren Höhepunkt: Gott wird Fleisch und wohnt unter uns (vgl. Joh 1,14). Die Eucharistie, Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens, ist das neue „Zuhause“, in dem Gott mit seinem Volk lebt. Es gibt keine wahre Ökologie ohne diese reale und ordnende Gegenwart zu erkennen.
2. Die Liturgie: Die wiederhergestellte kosmische Ordnung
Die Liturgie ist nicht einfach eine Sammlung religiöser Riten. Sie ist, wie der Katechismus sagt, „die Teilnahme des Volkes Gottes am Werk Gottes“ (KKK 1069). Sie ist der Eintritt der Zeit in die Ewigkeit, des Chaos in den Kosmos, der Sünde in die Erlösung. Wenn wir die Liturgie feiern – insbesondere die Heilige Messe – wird das Erlösungsopfer Christi sakramental erneuert, wodurch nicht nur die Menschen untereinander, sondern der Mensch mit der gesamten Schöpfung versöhnt wird.
Paulus spricht davon mit großer Kraft:
„Die ganze Schöpfung seufzt und leidet bis jetzt in Wehen, und nicht nur sie, sondern auch wir selbst“ (Römer 8,22-23).
Diese seufzende Schöpfung wartet auf die Erlösung, die am Altar beginnt. Dort bietet Christus sein Opfer dar, und mit ihm wird die gesamte Schöpfung dem Vater dargebracht. In der Liturgie werden Brot, Wein, Wasser, Weihrauch, Licht, Gesten, Musik… alles Geschaffene auf sein letztes Ziel ausgerichtet: Gott zu verherrlichen.
3. Die wahre Ökologie: Das Herz des Menschen wiederherstellen
Heute wird viel über Nachhaltigkeit, Klimagerechtigkeit und den Respekt vor der Erde gesprochen. Aber ohne Umkehr des Herzens wird jeder ökologische Versuch scheitern oder in den Götzendienst der geschaffenen Welt verfallen. Ökologie ohne Gott wird zu Heidentum; Fürsorge für den Planeten ohne eine transzendente Vision wird zu einem Kult der Materie.
Die katholische Theologie lehrt, dass die Sünde nicht nur die Beziehung des Menschen zu Gott, sondern auch seine Beziehung zur Schöpfung gestört hat. Egoismus, Gier, Stolz… diese vergiften nicht nur die Seele – sie vergiften auch Flüsse, Felder und Nachbarschaften. Deshalb ist wahre Ökologie in erster Linie eine Ökologie der Seele.
Und diese innere Ökologie wird im Gebet kultiviert, mit dem Wort bewässert und in der Liturgie zum Erblühen gebracht.
4. Der Altar als Zentrum des „oikos“: Die Messe als der höchste ökologische Akt
Wenn ein Priester die Messe feiert, bietet er Brot und Wein dar, Früchte der Erde und der Arbeit der Menschen. Diese natürlichen Elemente werden erhoben, geweiht, vergöttlicht. Was ursprünglich einfache Nahrung war, wird zum Leib und Blut Christi.
Dort, wo die Erde und der Himmel sich treffen. Dort beginnt die Wiederherstellung aller Dinge. Jede Messe ist ein Akt der Erlösung nicht nur für die Seelen, sondern für die gesamte Schöpfung. Der heilige Franziskus von Assisi, der Patron der Ökologen, liebte die Natur nicht um ihrer selbst willen, sondern weil er in jeder Kreatur ein Abbild des Schöpfers sah. Und in der Eucharistie fand er den höchsten Ausdruck dieser kosmischen Gemeinschaft.
5. Eine gut gefeierte Liturgie, ein gut gelebtes Ökologieverständnis
Wenn die Liturgie mit Ehrfurcht, Schönheit und Treue zu den Riten gefeiert wird, mit dem Herzen auf Christus gerichtet, wird der gesamte Kosmos geordnet. Es ist kein Zufall, dass die traditionelle sakrale Architektur, der Gregorianische Gesang, der Gebrauch von Weihrauch, der liturgische Kalender, Fasten, Jahreszeiten und Farben… alles tief mit den Rhythmen der Natur verbunden sind. Die Kirche lebte in Harmonie mit der Zeit, den Jahreszeiten, dem Körper und der Seele.
Die liturgische Krise der letzten Jahrzehnten hat auch eine ökologische Krise mit sich gebracht: Der Altar wurde verlagert, die Anbetung vergessen, und mit ihr hat der Mensch seinen Platz im Universum verloren. Er ist nicht mehr ein Vermittler zwischen Himmel und Erde, sondern lediglich ein Konsument des Geschaffenen.
6. Praktischer Leitfaden: Wie man eine liturgische Ökologie lebt
a) Den Sonntag als Tag des Herrn wiederentdecken
„Gedenke des Sabbattages und heilige ihn“ (Exodus 20,8).
Der Sonntag ist nicht nur ein Tag der Erholung, sondern ein Tag des Kultes, des Ruhens und der Familie. Die Rückkehr zu einem geheiligten Sonntagstempo ist der erste Schritt, unser Leben und unsere Beziehung zur Welt zu ordnen.
b) Mit Ehrfurcht an der Liturgie teilnehmen
Achten Sie darauf, wie Sie sich kleiden, wie Sie antworten, wie Sie sich auf die Messe vorbereiten. Wenn möglich, nehmen Sie an der traditionellen lateinischen Messe teil oder an Feiern, bei denen die Heiligkeit bewahrt wird.
c) Die Schöpfung verehren, ohne sie anzubeten
Liebt die Schöpfung, aber macht sie nicht zu einem Götzen. Nutzt das Geschaffene als Mittel, um Gott näher zu kommen. Habt Pflanzen, kümmert euch um Tiere, recycelt, ja – aber immer mit einer sakramentalen Weltanschauung.
d) Euer Zuhause zu einem „oikos“ des Glaubens machen
Lasst in eurem Haus ein Bild des Heiligsten Herzens stehen, einen kleinen Familienaltar, eine offene Bibel, Zeiten der Stille, Familiengebet. Wie der Tempel den Himmel widerspiegelt, so sollte euer Zuhause den Tempel widerspiegeln.
e) Fasten und Buße zu einem Lebensstil machen
Wir konsumieren zu viel, weil wir innerlich leer sind. Fasten ordnet das Verlangen und befreit die Seele vom Chaos des Materialismus.
f) Die Liturgie mit eurem Leben verbinden
Trennt die Messe nicht vom Rest eures Lebens. Lebt, wie ihr gebetet habt. Lasst eure Art zu konsumieren, zu arbeiten, zu ruhen und zu beziehungen von dem, was ihr am Altar empfangen habt, durchdringen.
7. Ein eschatologischer Horizont: Das Neue Jerusalem als die wahre Ökologie
Die Liturgie antizipiert das, was wir erhoffen: einen neuen Himmel und eine neue Erde (Offenbarung 21,1). Es geht nicht darum, diese gefallene Welt ewig zu bewahren, sondern sich auf ihre endgültige Verwandlung vorzubereiten. Jede Messe ist ein Vorgeschmack auf das himmlische Jerusalem, wo das Lamm das Licht sein wird und es keine Trauer oder Schmerzen mehr geben wird.
Deshalb ist christliche Ökologie nicht nur Bewahrung, sondern Erlösung. Es geht nicht nur darum, den Garten zu bewahren, sondern die Hochzeit zwischen dem Schöpfer und seiner Schöpfung vorzubereiten.
Schlussfolgerung: Vom Altar zur Erde
Die gegenwärtige ökologische Krise ist nicht nur eine Umweltkrise – sie ist eine tief spirituelle Krise. Und deshalb wird die Lösung nie nur politisch, technologisch oder aktivistisch sein. Die Lösung liegt im Herzen des Menschen… und das Herz des Menschen wird am Altar geheilt.
Wenn wir die Ordnung der Welt wiederherstellen wollen, beginnen wir mit der Wiederherstellung der Ordnung in der Liturgie.
Wenn wir den Planeten retten wollen, beginnen wir damit, Gott mit Ehrfurcht anzubeten.
Wenn wir uns um die Schöpfung kümmern wollen, feiern wir die Eucharistie mit Liebe.
Denn hier, am Altar, findet alles seinen Mittelpunkt.
Hier beginnt wahre Ökologie.
Hier wird der oikos zum Tempel.