Hoc est enim Corpus Meum: Das Geheimnis der realen Gegenwart Christi in der Eucharistie

In der Heiligen Messe, im heiligsten Moment des eucharistischen Opfers, spricht der Priester die erhabenen Worte der Wandlung: „Hoc est enim Corpus Meum“ („Dies ist Mein Leib“). Mit diesen Worten, die direkt aus der Einsetzung der Eucharistie durch Unseren Herrn Jesus Christus stammen, geschieht das Wunder der Transsubstantiation: Das Brot hört auf, Brot zu sein, und der Wein hört auf, Wein zu sein – sie werden wirklich, wahrhaft und wesentlich zum Leib und Blut Christi.

Dieses Geheimnis war im Laufe der Jahrhunderte Gegenstand der Betrachtung, der Anbetung und der Verteidigung durch die Kirche. In diesem Artikel werden wir seine Bedeutung, seine biblische Grundlage, seine dogmatische Entwicklung und seine Wichtigkeit für das Leben des Christen vertiefen.


I. Biblische Grundlage: Das Wort, das Leben gibt

Die Lehre von der realen Gegenwart Christi in der Eucharistie basiert auf seinen eigenen Worten beim Letzten Abendmahl:

„Nehmt und esst, das ist mein Leib.“ (Mt 26,26)
„Nehmt, das ist mein Leib.“ (Mk 14,22)
„Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ (Lk 22,19)

Dies ist keine Metapher oder ein Symbol, sondern eine wörtliche Aussage unseres Herrn. Jesus sagt nicht „Dies bedeutet meinen Leib“, sondern „Dies ist mein Leib“. Diese Lehre wird bereits im Brot-des-Lebens-Disput in Kafarnaum vorweggenommen:

„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird ewig leben; und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.“ (Joh 6,51)

Die Juden empören sich über diese Worte, weil sie verstehen, dass Jesus buchstäblich spricht. Doch anstatt seine Lehre abzuschwächen, bestätigt Christus sie mit noch größerer Deutlichkeit:

„Amen, amen, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.“ (Joh 6,53)

Viele Jünger, unfähig, dieses Geheimnis zu akzeptieren, verlassen ihn (Joh 6,66). Doch Jesus hält sie nicht zurück, indem er erklärt, dass er nur bildlich gesprochen habe. Vielmehr lässt er sie gehen und macht damit klar, dass seine Worte wörtlich zu verstehen sind.

II. Die Transsubstantiation: Die Verwandlung von Brot und Wein

Die Kirche lehrt, dass sich in der Wandlung ein tiefgehender Wesenswechsel in den eucharistischen Gestalten vollzieht. Dieses Wunder wurde von Thomas von Aquin mit dem Begriff „Transsubstantiation“ erklärt und auf dem Konzil von Trient (1545–1563) dogmatisch definiert:

„Durch die Konsekration von Brot und Wein geschieht eine Wesensverwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Verwandlung wird mit Recht und im eigentlichen Sinn Transsubstantiation genannt.“ (Denzinger 1642)

Obwohl die Akzidenzien (Farbe, Geschmack, Aussehen, Textur) des Brotes und des Weines erhalten bleiben, wird ihre Substanz vollständig verwandelt. Es ist nicht mehr Brot und Wein: Es ist Christus selbst, lebendig und verherrlicht.

Dies ist ein einzigartiges Wunder, denn bei natürlichen Veränderungen wechseln die Substanzen immer gemeinsam mit ihren Akzidenzien. Doch in der Eucharistie ändert sich nur die Substanz, während die äußeren Eigenschaften erhalten bleiben. Dies ist ein Geheimnis, das den menschlichen Verstand übersteigt, aber im Glauben demütig angenommen wird.

III. Die Anbetung, die Christus in der Eucharistie gebührt

Seit den frühesten Jahrhunderten hat die Kirche die reale Gegenwart Christi in der Eucharistie erkannt und angebetet. Der heilige Justin der Märtyrer (†165) bezeugt, dass die Christen seiner Zeit bereits an die Wesensverwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi glaubten.

Das Konzil von Trient bestätigte diese Lehre und verwarf die protestantischen Irrlehren, die die reale Gegenwart leugneten. Die Kirche erklärt mit Klarheit:

„Christus ist unter jeder der beiden Gestalten und in jedem ihrer Teile vollständig gegenwärtig.“ (Denzinger 1653)

Deshalb empfiehlt die Kirche die Eucharistische Anbetung, die Aussetzung des Allerheiligsten Sakraments und den häufigen Empfang der Heiligen Kommunion. Heilige wie Alfons von Liguori, Teresa von Ávila und der heilige Pfarrer von Ars haben die Bedeutung der eucharistischen Anbetung als Quelle der Gnade und der inneren Umwandlung hervorgehoben.

IV. Die Eucharistie und das Leben des Christen

1. Die Eucharistie als Quelle des Lebens

Der heilige Ignatius von Antiochien nannte die Eucharistie die „Arznei der Unsterblichkeit“, weil sie uns innig mit Christus vereint und uns stärkt, in der Gnade zu leben. Der heilige Johannes Paul II. lehrte: „Die Kirche lebt von der Eucharistie.“ (Ecclesia de Eucharistia).

2. Die Notwendigkeit, die Kommunion im Stand der Gnade zu empfangen

Der heilige Paulus warnt in 1 Korinther 11,27:

„Wer unwürdig das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, der versündigt sich am Leib und am Blut des Herrn.“

Das bedeutet, dass wer in schwerer Sünde kommuniziert, ein Sakrileg begeht. Deshalb fordert die Kirche die vorherige Beichte für diejenigen, die sich im Zustand der Todsünde befinden.

3. Die Früchte der Heiligen Kommunion

  • Einheit mit Christus: „Wer mich isst, wird durch mich leben“ (Joh 6,57).
  • Zunahme der heiligmachenden Gnade: Stärkt den Christen auf dem Weg der Heiligkeit.
  • Vergebung der lässlichen Sünden und Bewahrung vor der Todsünde.
  • Einheit mit der Kirche: „Denn ein Brot ist es: Darum sind wir viele ein Leib“ (1 Kor 10,17).

Schlussfolgerung: Der Glaube an die Worte Christi

Die Worte „Hoc est enim Corpus Meum“ fassen den Kern des christlichen Geheimnisses zusammen: Gott ist Nahrung für unser Heil geworden. Angesichts dieses Wunders bleibt nur demütiger Glaube und tiefste Anbetung.

Möge die Allerseligste Jungfrau Maria, die Eucharistische Frau, uns helfen, ihren Sohn mit Liebe und Ehrfurcht in jeder Kommunion zu empfangen, und möge unser Leben die Umwandlung widerspiegeln, die nur die Eucharistie in der Seele bewirken kann.

Lasst uns das Allerheiligste Sakrament mit Glaube, Liebe und Dankbarkeit anbeten!

Über catholicus

Pater noster, qui es in cælis: sanc­ti­ficétur nomen tuum; advéniat regnum tuum; fiat volúntas tua, sicut in cælo, et in terra. Panem nostrum cotidiánum da nobis hódie; et dimítte nobis débita nostra, sicut et nos dimíttimus debitóribus nostris; et ne nos indúcas in ten­ta­tiónem; sed líbera nos a malo. Amen.

Auch ansehen

Das Gebet für die Juden am Karfreitag: Geschichte, Theologie und aktuelle Bedeutung

Der Karfreitag ist einer der heiligsten Tage im liturgischen Kalender der katholischen Kirche. An diesem …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: catholicus.eu