Der Peterspfennig: Der Glaube, der zur Gabe wird

„Wenn du eine Gabe hast, gib sie. Wenn du etwas besitzt, schenke es. Wenn du nur dein Herz hast, schenke es Gott.“
— Heiliger Augustinus


Einleitung: Die kleine Gabe, die eine große Kirche trägt

Wir leben in einer Welt, in der alles nach unmittelbarem Nutzen bemessen wird. Doch im Herzen des katholischen Glaubens stehen stille, demütige Gesten – scheinbar unbedeutend –, die das ewige Gewicht der Kirche tragen. Eine dieser Gesten ist der Peterspfennig: eine kleine materielle Gabe, die eine tiefe geistliche Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und mit der weltweiten Sendung der Kirche ausdrückt.

Dieser Artikel ist ein geistlicher, historischer und pastoraler Leitfaden zu dieser alten und doch hochaktuellen Praxis – nicht nur, um ihren Ursprung und ihre Bedeutung zu verstehen, sondern um neu zu entdecken, wie konkrete Handlungen – selbst wirtschaftlicher Art – zu wahren Ausdrücken von Glauben, Einheit und Nächstenliebe werden können.


1. Was ist der Peterspfennig?

Der Peterspfennig – auch bekannt als Obolo di San Pietro oder Peter’s Pence – ist die finanzielle Unterstützung, die die Gläubigen dem Papst direkt zukommen lassen, um die karitativen Werke, humanitären Hilfen und pastoralen Aufgaben der Weltkirche zu fördern.

Doch ihn auf eine bloße Spende zu reduzieren, wäre ein Fehler. Im Kern ist der Peterspfennig ein Ausdruck der Einheit mit dem Papst als dem Stellvertreter Christi – ein greifbarer Weg, denjenigen zu unterstützen, der das Boot Petri durch die Stürme der Welt lenkt.


2. Ein Blick in die Geschichte: Vom Denar zum Peterspfennig

Biblische und patristische Ursprünge

Die Ursprünge des Peterspfennigs reichen bis in die ersten Jahrhunderte des Christentums zurück. In seinem zweiten Brief an die Korinther ruft der heilige Paulus die christlichen Gemeinden auf, die Kirche in Jerusalem finanziell zu unterstützen, da sie unter großer Not litt:

„Jeder soll so viel geben, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht verdrossen und nicht unter Zwang; denn einen fröhlichen Geber liebt Gott.“
(2 Korinther 9,7)

Diese Praxis, die Kirche durch Almosen für die Bedürftigen zu unterstützen, war ein durchgängiges Prinzip. Mit der Zeit richtete sich diese Hilfe auch an den Nachfolger Petri als sichtbares Haupt der Kirche.

Mittelalter: Die Festigung der Tradition

Im Mittelalter, besonders unter dem karolingischen Reich, begannen christliche Könige, dem Papst regelmäßige Spenden zukommen zu lassen. Diese Sitte wurde institutionalisiert und auch den Gläubigen zugänglich gemacht.

Im 8. Jahrhundert führte König Offa von Mercia (in England) offiziell den Peter’s Pence ein – eine jährliche Abgabe an den Papst als Zeichen der Treue und Einheit mit Rom. Daraus entstand der Begriff Pfennig oder Obolus: eine kleine Münze, die große Treue symbolisiert.

Neuzeit und Gegenwart

Papst Pius IX. belebte diese Praxis im Jahr 1871 neu und formalisiert sie als Peterspfennig, insbesondere zur Unterstützung des Papstes nach dem Verlust des Kirchenstaates. Heute findet diese Sammlung weltweit um den 29. Juni herum statt – dem Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus.


3. Der Peterspfennig als theologischer Akt: Mehr als eine wirtschaftliche Geste

a. Ein Akt der Gemeinschaft

Wenn ein Gläubiger den Peterspfennig gibt, handelt es sich nicht um eine bloße Spende: Er bezeugt damit seine Einheit mit dem Papst, mit der Weltkirche und mit dem Leid unzähliger bedürftiger Brüder und Schwestern. Es ist ein gelebter Ausdruck von Katholizität.

b. Ein Akt des verkörperten Glaubens

Der katholische Glaube ist nicht abstrakt. Er ist verkörpert – er wird Fleisch. Das betrifft auch den Einsatz unserer Güter, unserer Zeit, unserer Talente… und ja, auch unseres Geldes. Der Peterspfennig ist ein konkreter Weg, unser Ja zu Christus greifbar zu machen.

c. Ein Akt der Nächstenliebe

Die durch den Peterspfennig gesammelten Mittel werden für zahlreiche humanitäre Zwecke verwendet: Hilfe für Opfer von Naturkatastrophen, Unterstützung verfolgter Kirchen, Bildungsprojekte, Krankenhäuser und Missionen. Durch den Peterspfennig werden wir zu den Händen des Papstes, die trösten und heilen.


4. Häufige Einwände… und geistliche Antworten

„Hat der Vatikan nicht schon genug Geld?“

Es geht nicht darum, wie viel die Kirche besitzt, sondern wie viel wir bereit sind zu geben. Der Peterspfennig ist vor allem ein geistlicher Akt. Wie bei der Witwe im Evangelium zählt nicht die Summe, sondern das Herz, mit dem gegeben wird:

„Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen; denn sie alle haben von ihrem Überfluss gegeben, sie aber hat aus ihrem Mangel heraus alles gegeben, was sie besaß.“
(Markus 12,43–44)

„Was, wenn ich dem Umgang mit dem Geld nicht vertraue?“

Transparenz ist wichtig, aber sie darf uns nicht lähmen. Der Peterspfennig ist in erster Linie eine Gabe an Gott und Seine Kirche. Man kann ihn mit einer bestimmten Intention geben und darum beten, dass er gut verwaltet wird. Vertrauen wächst auch durch Mitmachen.

„Macht eine kleine Gabe überhaupt einen Unterschied?“

Gott rechnet nicht in Euro oder Dollar. Eine kleine Gabe, im Glauben gegeben, kann mächtiger sein als eine große Summe ohne Liebe. Jede Münze, im Geist der Liebe zur Kirche und in Einheit mit dem Papst gegeben, hat ewigen Wert.


5. Praktische Anwendungen: Wie man den Peterspfennig im Alltag lebt

a. Eine Spiritualität des Peterspfennigs

  • Bete täglich für den Papst. Der Peterspfennig beginnt mit dem Gebet.
  • Verzichte auf eine unnötige Ausgabe und schenke sie dem Peterspfennig. Ein konkreter Weg, Raum für Gott zu schaffen.
  • Informiere und bilde andere über diese Praxis. Mache den Peterspfennig zu einer Kette der Einheit.

b. Teilnahme an der Kollekte am 29. Juni

  • Trage das Datum in deinen Kalender ein.
  • Gestalte den Tag als Gebetstag für die Weltkirche.
  • Lehre deine Kinder zu geben – selbst nur eine Münze – und erkläre ihnen die Bedeutung.

c. Monatliche Gabe statt nur einmal im Jahr

  • Auch wenn die offizielle Sammlung einmal jährlich stattfindet, kannst du eine monatliche Gabe an den Peterspfennig-Fonds einrichten.
  • Verbinde diese Gabe mit einer konkreten Intention: einem Anliegen, einer notleidenden Diözese, einer Mission, einem Gebet.

d. Der innere Pfennig

Nicht jeder „Pfennig“ ist monetär. Du kannst deine Zeit, deine Talente, dein Leid – vereint mit dem des Papstes und der Kirche – darbringen. Alles kann ein „Peterspfennig“ werden, wenn du es aus Liebe zu Christus schenkst.


6. Der Peterspfennig und die Kirche des 21. Jahrhunderts

In einer Zeit, in der die Kirche kritisiert, verfolgt oder missverstanden wird, ist der Peterspfennig ein kontrakultureller Akt. Er erklärt mutig: „Ich glaube an die Kirche, ich glaube an ihre Sendung, und ich stehe zu Petrus.“

In einer zersplitterten Welt ist die Unterstützung des Papstes ein Werk der Einheit.

In einer Gesellschaft, die das Geistliche verspottet, ist ein kleiner Pfennig ein Samenkorn der Ewigkeit.


Schlusswort: Der Peterspfennig als prophetisches Zeichen

Der Peterspfennig ist nicht nur eine fromme Praxis der Vergangenheit. Er ist ein lebendiger Bedarf der Gegenwart. In einer Kirche, die leidet, die evangelisiert, die dient… kannst du ein aktiver Teil davon sein – mit deinem Gebet, deiner Liebe, deinem Beitrag.

Es spielt keine Rolle, ob du viel oder wenig hast. Was zählt, ist dein Glaube. Und dass du, wie die Witwe im Evangelium, das in Gottes Hände legst, was du hast: deinen Glauben, dein Herz… und ja, auch deinen Pfennig.


„Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“
(Matthäus 6,21)

Über catholicus

Pater noster, qui es in cælis: sanc­ti­ficétur nomen tuum; advéniat regnum tuum; fiat volúntas tua, sicut in cælo, et in terra. Panem nostrum cotidiánum da nobis hódie; et dimítte nobis débita nostra, sicut et nos dimíttimus debitóribus nostris; et ne nos indúcas in ten­ta­tiónem; sed líbera nos a malo. Amen.

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