In einer Welt, in der Überzeugungen zu verblassen scheinen und Wahrheit relativiert wird, erhebt sich das Glaubensbekenntnis als ein gegenkultureller Akt – eine Erklärung von Identität und Zugehörigkeit, die tief in Gottes Wort und in der lebendigen Tradition der Kirche verwurzelt ist. Es handelt sich nicht um eine bloße Formalität, noch um eine mechanische Wiederholung auswendig gelernter Worte, sondern um ein totales Engagement, das Verstand, Herz und Willen einbezieht. Es ist letztlich die lebendige Antwort des Gläubigen auf die Liebe Gottes, die in Jesus Christus offenbart wurde.
Der heilige Paulus bringt es mit leuchtender Klarheit zum Ausdruck:
„Denn wenn du mit deinem Mund bekennst: ‚Jesus ist der Herr‘, und in deinem Herzen glaubst: ‚Gott hat ihn von den Toten auferweckt‘, so wirst du gerettet werden“ (Römer 10,9).
Diese Aussage erinnert uns daran, dass der Glaube nicht etwas Privates ist, das man im Stillen bewahrt, sondern eine Gewissheit, die man verkündet, sichtbar macht und die unser Leben verwandelt.
1. Biblische Wurzeln des Glaubensbekenntnisses
Das Glaubensbekenntnis hat seinen Ursprung in der Verkündigung der Apostel selbst. Schon in den ersten Zeiten fassten die Christen ihren Glauben in kurzen Formeln zusammen, die das Wesentliche ausdrückten: das Bekenntnis zu Jesus als dem Herrn, die Verkündigung seines Todes und seiner Auferstehung sowie die Hoffnung auf das ewige Leben. Diese Formeln wurden mündlich überliefert und in der Katechese verwendet, besonders aber bei der Taufe, wo der Katechumene seinen Glauben öffentlich bekannte, bevor er in das Wasser der Wiedergeburt eingetaucht wurde.
Das Credo, wie wir es heute kennen, ist die Frucht der Entwicklung dieser ersten Bekenntnisse. Das „Apostolische Glaubensbekenntnis“ und das „Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis“ entstanden, um die Integrität des Glaubens gegen Häresien und lehrmäßige Verwirrung zu bewahren. Das Credo zu sprechen bedeutet daher, in Gemeinschaft mit der Kirche aller Zeiten zu treten – von den Märtyrern der Katakomben bis zu den Christen des 21. Jahrhunderts.
2. Tiefe theologische Bedeutung
Den Glauben zu bekennen bedeutet nicht einfach, einen Text zu rezitieren: Es heißt mit dem Verstand zustimmen und sich mit dem ganzen Sein an die von Gott geoffenbarte Wahrheit zu binden. Die Theologie unterscheidet zwischen fides qua creditur (der Akt des Glaubens) und fides quae creditur (dem Inhalt des Glaubens). Das Glaubensbekenntnis vereint beide Aspekte: Es drückt aus, was wir glauben, und bindet uns zugleich persönlich in diesen Akt ein.
In der Liturgie kommt dieses Bekenntnis besonders zum Ausdruck:
- Bei der Taufe, wenn Eltern und Paten im Namen des Kindes antworten oder der Erwachsene, der getauft wird, seinen Glauben bekennt.
- Bei der Firmung, als bewusste und reife Bekräftigung desselben Glaubens.
- In der Heiligen Messe, nach der Predigt, wenn die Gemeinde das Credo als Zeichen der Einheit betet.
- Bei der Priesterweihe oder der Ordensprofess, wo öffentlich eine vollständige Zustimmung zu den Wahrheiten der Kirche abgelegt wird.
- Vor der Übernahme kirchlicher Ämter, wo das Professio fidei gefordert wird, um die lehrmäßige Treue zu gewährleisten.
Aus lehrmäßiger Sicht bedeutet das Glaubensbekenntnis, drei Realitäten anzuerkennen:
- Die objektive Wahrheit der Offenbarung: Gott hat gesprochen, und sein Wort ist wahr.
- Die Autorität der Kirche, diese Wahrheit zu bewahren.
- Die persönliche Verantwortung, gemäß dieser Wahrheit zu leben – in Kohärenz und Zeugnis.
3. Die pastorale und aktuelle Dimension des Glaubensbekenntnisses
In einem kulturellen Kontext, der von Synkretismus, Relativismus und spirituellem Individualismus geprägt ist, lädt uns das Glaubensbekenntnis ein, gegen den Strom zu schwimmen. Es genügt nicht, „auf meine Weise“ zu glauben oder „meine eigene Spiritualität“ zu haben: Der christliche Glaube ist gemeinschaftlich, überliefert und in Gemeinschaft mit der Kirche gelebt.
Heute bedeutet das Bekenntnis des Glaubens mehr denn je:
- Öffentlich Zeugnis geben: Sich nicht dafür schämen, katholisch zu sein – am Arbeitsplatz, an der Universität oder in den sozialen Medien.
- Die Wahrheit in Liebe verteidigen: Mit Festigkeit und Respekt auf Verfälschungen des Evangeliums reagieren.
- Das zu leben, was wir bekennen: Die Unstimmigkeit zwischen Glauben und Leben ist eines der größten Hindernisse für die Evangelisierung.
- Sich weiterzubilden: Den Inhalt unseres Glaubens kennen, um ihn erklären und verteidigen zu können.
Wir bekennen den Glauben nicht nur mit Worten, sondern auch durch konkrete Taten: in der Weise, wie wir unseren Nächsten behandeln, wie wir das Leben verteidigen, wie wir uns um die Schwächsten kümmern und wie wir Widrigkeiten begegnen.
4. Das Glaubensbekenntnis als geistliche Waffe
Im geistlichen Kampf ist das Glaubensbekenntnis ein Schild gegen Zweifel, Versuchung und lehrmäßige Verwirrung. Wenn die Umstände uns erschüttern, verankert uns das Erinnern und Aussprechen des Credos im Wesentlichen. Deshalb haben es Märtyrer zu allen Zeiten zu ihrem eigenen gemacht – selbst angesichts des Todes.
Erinnern wir uns an das Zeugnis so vieler Christen, die heute in verschiedenen Teilen der Welt verfolgt werden. Sie erneuern mit ihrem „Ja, ich glaube“ die ganze Kirche und fordern uns heraus: Wären wir fähig, unseren Glauben öffentlich zu bekennen, wenn es uns das Leben kosten würde?
5. Wie man das Glaubensbekenntnis täglich leben und erneuern kann
Wir können unser Glaubensbekenntnis nicht nur in der Messe erneuern, sondern auch:
- Das Credo täglich beten als Teil unseres persönlichen Gebets.
- Jeden Artikel des Credos betrachten und seine biblische und theologische Bedeutung vertiefen.
- Es mit konkreten Werken der Nächstenliebe verbinden, damit es nicht bei bloßen Worten bleibt.
- Mit Freude Zeugnis geben: Der Glaube ist keine Last, sondern ein Licht, das alles erhellt.
- Es in der Familie lehren, besonders den Kindern, damit sie verstehen und lieben, was sie bekennen.
Schlussfolgerung: Bekennen, um zu verwandeln
Das Glaubensbekenntnis ist kein Relikt der Vergangenheit und keine leere Formalität. Es ist ein lebendiger Akt, der uns in Christus verwurzelt, uns mit der Kirche vereint und uns als Zeugen in die Welt sendet. In Zeiten der Verwirrung ist das Bekennen des Glaubens ein Akt des Mutes und der Liebe: Mut, die Wahrheit zu verkünden, und Liebe, sie kohärent zu leben.
Möge jedes Mal, wenn wir „Ich glaube“ sagen, dies nicht als automatisches Echo geschehen, sondern als bewusstes Herzklopfen, das sich mit dem Herzen der Kirche vereint und der Welt verkündet, dass Jesus der Herr ist – gestern, heute und in Ewigkeit.