Katholiken und der Karneval: Ein Fest oder eine Glaubensprüfung?

Der Karneval ist eines der beliebtesten Feste weltweit. Umzüge, Kostüme, Musik und eine Atmosphäre des Überflusses machen ihn zu einem Ereignis, auf das sich viele freuen. Doch wie sollte ein Katholik dieses Fest betrachten? Ist es nur eine kulturelle Tradition oder steckt etwas Tieferes dahinter?

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir die Ursprünge des Karnevals, seine historische Entwicklung und seine heutige Bedeutung verstehen. Vor allem aber müssen wir erkennen, wie unser Glaube uns dazu aufruft, diese Zeit auf eine authentisch christliche Weise zu leben, ohne uns von Exzessen, die uns von Gott entfernen, mitreißen zu lassen.


Die Ursprünge des Karnevals: Christliche Wurzeln oder verkleidetes Heidentum?

Der Karneval hat sowohl christliche als auch heidnische Wurzeln. Der Name stammt von der lateinischen Redewendung „carne levare“, was „Fleisch wegnehmen“ bedeutet – ein Hinweis auf das Fasten, das am Aschermittwoch beginnt. In diesem Sinne entstand der Karneval als eine Zeit der Vorbereitung auf die Buße, in der gewisse Ausschweifungen vor der Fastenzeit erlaubt waren.

Seine ältesten Ursprünge reichen jedoch bis zu heidnischen Festen wie den römischen Saturnalien und Bacchanalien zurück, die Exzesse und die Umkehrung der sozialen Ordnung förderten. Mit der Ausbreitung des Christentums wurden viele dieser Feiern umgedeutet, doch der Karneval behielt seinen zwiespältigen Charakter, der das Heilige mit dem Profanen vermischt.


Der Karneval in der Geschichte der Kirche

Seit dem Mittelalter hat die Kirche ein zwiespältiges Verhältnis zum Karneval. Während einige ihn als harmlose Tradition betrachteten, warnten andere davor, dass er oft als Vorwand für die Sünde diente. Bereits im 5. Jahrhundert prangerte der heilige Augustinus an, wie diese exzessiven Feiern die Gläubigen vom christlichen Leben ablenkten.

Im 13. Jahrhundert warnte der heilige Thomas von Aquin vor den Gefahren übermäßiger Vergnügungen und betonte, dass Mäßigung eine wesentliche Tugend für die Seele sei. Während der Gegenreformation verstärkte die Kirche die Regeln für das Fasten und die Buße, um den Einfluss des Karnevals einzudämmen. Doch seine tiefen kulturellen Wurzeln ermöglichten es ihm, bis heute zu überleben.

Heute hat der Karneval fast vollständig seine Verbindung zur Fastenzeit verloren und ist zu einem Fest geworden, das von Hedonismus, Sinnlichkeit und in vielen Fällen von Respektlosigkeit gegenüber dem Heiligen geprägt ist.


Was sagt die Bibel über solche Feste?

Die Bibel erwähnt den Karneval zwar nicht ausdrücklich, warnt aber vor Ausschweifung und Weltlichkeit. Der heilige Paulus mahnt in seinem Brief an die Galater:

„Offenbar sind die Werke des Fleisches: Unzucht, Unsittlichkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Trinkgelage, Orgien und Ähnliches. Ich sage euch voraus, wie ich es schon früher gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben“ (Galater 5,19-21).

Der Karneval, so wie er heute gefeiert wird, fördert oft diese „Werke des Fleisches“ statt die Früchte des Heiligen Geistes. Daher muss ein Katholik prüfen, ob seine Teilnahme an bestimmten Aspekten des Karnevals ihn Gott näher bringt oder von ihm entfernt.


Wie sollte ein Katholik mit dem Karneval umgehen?

Es geht nicht darum, alles rund um den Karneval zu verdammen, sondern ihn mit einem christlichen Herzen zu leben. Hier einige wesentliche Punkte:

1. Weise Unterscheidung treffen

Bevor du an einer Veranstaltung teilnimmst, stelle dir die Frage: Ehrt dies Gott oder bringt es mich in unnötige Versuchung? Hilft es mir, mich geistlich auf die Fastenzeit vorzubereiten, oder lenkt es mich von meinem Glauben ab?

2. Exzesse und Sünden meiden

Karnevalsfeiern fördern oft hemmungslose Sinnlichkeit, übermäßigen Alkoholkonsum und Respektlosigkeit. Ein Katholik sollte keine Umgebungen aufsuchen, die solche Verhaltensweisen begünstigen.

3. Diese Zeit zur Evangelisierung nutzen

Wenn deine Gemeinschaft den Karneval feiert, kannst du die Gelegenheit nutzen, um an seine ursprüngliche Bedeutung zu erinnern und christliche Werte zu fördern. Einige Pfarreien organisieren Alternativveranstaltungen, die gesunde Freude ermöglichen.

4. Sich nicht von der säkularen Kultur mitreißen lassen

Der soziale Druck kann uns glauben machen, dass wir etwas verpassen, wenn wir nicht teilnehmen. Doch Jesus ruft uns dazu auf, Licht in der Welt zu sein, nicht blind den Trends zu folgen. Der heilige Paulus sagt:

„Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene“ (Römer 12,2).

5. Geistliche Vorbereitung auf die Fastenzeit

Statt einer Zeit des Feierns ist dies eine Gelegenheit, unser Herz auf die Fastenzeit vorzubereiten. Überlege, wie es um dein Gebet, dein Fasten und deine Buße steht. Wovon musst du dich lösen, um Gott näherzukommen?


Gibt es etwas Gutes am Karneval?

Obwohl der moderne Karneval weitgehend seine christlichen Wurzeln verloren hat, ist das Konzept der „Feier“ dem Christentum nicht fremd. Gott hat uns für die Freude geschaffen, aber für eine wahre Freude – nicht eine, die von weltlichen Exzessen abhängt. Die Kirche feiert mit Freude bedeutende liturgische Feste wie Weihnachten und Ostern.

Wenn der Karneval auf eine gesunde Weise gelebt werden kann, ohne Sünde und mit echter Freude, gibt es keinen Grund, ihn grundsätzlich abzulehnen. Doch wenn er ein Hindernis für unser christliches Leben wird, ist es besser, sich davon fernzuhalten.


Fazit: Ein Fest oder eine Glaubensprüfung?

Für einen Katholiken ist der Karneval nicht nur ein kulturelles Ereignis – er ist eine Glaubensprüfung. Er fordert uns heraus zu entscheiden, ob wir den Werten der Welt oder den Werten Christi folgen.

Während die Welt uns einlädt, „grenzenlos zu genießen“, ruft uns der Glaube zu einer tieferen Freude auf – einer Freude, die nicht von vergänglichen Vergnügungen abhängt, sondern von der Gemeinschaft mit Gott.

Das wahre Fest liegt nicht in den Exzessen des Karnevals, sondern in der Freude des Evangeliums. Jesus erinnert uns daran:

„Sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben“ (Matthäus 6,33).

Möge diese Zeit uns helfen, unser Herz für die Fastenzeit vorzubereiten, uns von allem zu lösen, was uns von Gott entfernt, und die wahre Freude zu umarmen, die nur Er uns geben kann.

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Pater noster, qui es in cælis: sanc­ti­ficétur nomen tuum; advéniat regnum tuum; fiat volúntas tua, sicut in cælo, et in terra. Panem nostrum cotidiánum da nobis hódie; et dimítte nobis débita nostra, sicut et nos dimíttimus debitóribus nostris; et ne nos indúcas in ten­ta­tiónem; sed líbera nos a malo. Amen.

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