„Ekklesia Kata Holos“: Die katholische Kirche in der Bibel

Der Begriff „Ekklesia Kata Holos“ ist ein griechischer Ausdruck, der wörtlich „die Versammlung nach dem Ganzen“ oder „die universelle Gemeinschaft“ bedeutet. Dieses Konzept bildet den Kern der Identität der katholischen Kirche, deren Name von genau dieser Wurzel abstammt: „katholisch“, was universell bedeutet. Aber was sagt uns die Bibel über diese universelle Kirche und ihre Rolle in Gottes Plan? In diesem Artikel werden wir untersuchen, wie die Heilige Schrift das Wesen der katholischen Kirche begründet und offenbart, wie dieses Konzept im Laufe der Geschichte verstanden wurde und was es für Gläubige heute bedeutet.

1. Die Kirche im Alten Testament: Die Vorbereitung des Volkes Gottes

Auch wenn der Begriff „ekklesia“ im Alten Testament nicht vorkommt, ist die Idee eines von Gott berufenen Volkes tief in der hebräischen Schrift verwurzelt. Gott berief Abraham, um eine Nation zu gründen, die sein Volk sein sollte (Gen 12,1–3). Israel wurde als die heilige Versammlung (qahal) ausgewählt, die Gottes Heiligkeit widerspiegeln und ein Licht für die Nationen sein sollte (Jes 49,6).

Der Exodus ist ein Schlüsselmoment in dieser Geschichte: Gott befreit sein Volk aus der Sklaverei, damit es ihm als vereinte Gemeinschaft unter dem Bund dienen kann. Diese Versammlung am Sinai (Ex 19,1–8) ist eine Vorwegnahme der Kirche, in der die Gläubigen unter dem neuen und endgültigen Bund in Christus leben.

2. „Ekklesia“ im Neuen Testament: Die Erfüllung in Christus

Der Begriff „ekklesia“ erscheint zum ersten Mal im Neuen Testament und erhält dort seine volle Bedeutung in Christus. Jesus gründet die Kirche als sichtbare und geistliche Gemeinschaft, die in seiner Person und Mission verwurzelt ist.

a) Die Gründung der Kirche in den Evangelien

In Matthäus 16,18 sagt Jesus zu Petrus:

„Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“

Hier bezeichnet das Wort „Kirche“ (ekklesia) die Gemeinschaft der Gläubigen, die in Gemeinschaft mit ihm leben werden. Dieser Abschnitt hebt zwei wesentliche Aspekte hervor: Die Kirche ist das Werk Christi, und sie ist auf dem Glauben und der Autorität von Petrus gegründet, dem ersten Papst.

b) Der universelle Auftrag der Kirche

Bevor Jesus in den Himmel auffährt, gibt er den Missionsbefehl:

„Geht hinaus in die ganze Welt und macht alle Völker zu meinen Jüngern“ (Mt 28,19).

Die Universalität der Kirche wird hier deutlich. Sie ist keine Gemeinschaft, die durch geografische, kulturelle oder ethnische Grenzen beschränkt ist, sondern eine Versammlung, die alle Völker unter der Herrschaft Christi vereint.

c) Die Kirche als Leib Christi

Der heilige Paulus verwendet das Bild des Leibes Christi, um die Kirche zu beschreiben (1 Kor 12,12–27). Diese Analogie betont die Einheit und Vielfalt innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft: Jedes Mitglied hat eine einzigartige Rolle, aber alle sind in Christus vereint, der das Haupt ist.

3. Die katholische Kirche: Bedeutung und geschichtliche Entwicklung

Der Begriff „katholisch“ taucht erstmals im zweiten Jahrhundert in einem kirchlichen Kontext auf, als der heilige Ignatius von Antiochien schrieb:

„Wo Christus Jesus ist, da ist die katholische Kirche.“

Von Anfang an hat sich die Kirche als universal verstanden, in Kontinuität mit dem Auftrag, den Christus den Aposteln anvertraut hat.

a) Apostolische Sukzession

Die Universalität der Kirche ist nicht nur geografisch, sondern auch doktrinell und geistlich. Durch die apostolische Sukzession haben die Bischöfe als Nachfolger der Apostel die treue Weitergabe des Evangeliums sichergestellt.

b) Das Konzil von Jerusalem: Ein Modell der Einheit

In Apostelgeschichte 15 behandelt das Konzil von Jerusalem eine zentrale Frage: Müssen Heiden das mosaische Gesetz einhalten, um Teil der Kirche zu sein? Dieses Ereignis zeigt, wie die frühe Kirche in Gemeinschaft arbeitete, um Konflikte zu lösen – ein Modell, das in ökumenischen Konzilien fortbesteht.

4. Theologische Relevanz heute: Was bedeutet es, katholisch zu sein?

In einer Welt, die von Individualismus und Fragmentierung geprägt ist, ist der Ruf, als Mitglieder einer universellen Kirche zu leben, wichtiger denn je. Mitglied der katholischen Kirche zu sein, bedeutet:

a) In Gemeinschaft leben

Die Kirche ist kein Sozialverein oder eine menschliche Institution. Sie ist der Leib Christi, in dem jeder von uns seinen Platz in einer globalen spirituellen Familie findet. Dies lädt uns ein, Spaltungen zu überwinden und Brücken zu bauen, dem Beispiel Jesu folgend.

b) Zeugen des Evangeliums sein

Als Mitglieder der universellen Kirche sind wir berufen, das Evangelium in Wort und Tat zu verkünden. Dazu gehört die Verteidigung der Menschenwürde, die Förderung von Gerechtigkeit und die Fürsorge für die Schwächsten.

c) An den Sakramenten teilnehmen

Die Sakramente, insbesondere die Eucharistie, stehen im Zentrum des katholischen Lebens. In der Messe vereinen wir uns mit der gesamten Kirche im Himmel und auf Erden und feiern die universelle Gemeinschaft in Christus.

5. Praktische Anwendungen: Katholisch im Alltag leben

Wie können wir diesen universellen Ruf im Alltag leben?

  1. Familien- und Gemeinschaftseinheit stärken: Die Kirche beginnt zu Hause. Pflegen Sie Beziehungen, die auf Liebe, Vergebung und Solidarität basieren.
  2. Für die universelle Kirche beten: Denken Sie daran, dass wir Teil einer weltweiten Gemeinschaft sind. Beten Sie für verfolgte Christen und für die Einheit aller Gläubigen.
  3. Mit Liebe evangelisieren: Teilen Sie Ihren Glauben nicht nur durch Worte, sondern auch durch das Beispiel Ihres Lebens.
  4. Aktiv in Ihrer Pfarrei mitwirken: Engagieren Sie sich in den Aktivitäten Ihrer lokalen Gemeinschaft, die eine Manifestation der universellen Kirche ist.

6. Schlussfolgerung: Ein Ruf zur universellen Heiligkeit

„Ekklesia Kata Holos“ ist nicht nur ein theologisches Konzept, sondern eine lebendige Realität, die jeden Gläubigen einlädt, Teil von etwas Größerem zu sein: Gottes Plan für das Heil der Menschheit. Die katholische Kirche, gegründet von Christus und geführt vom Heiligen Geist, ruft uns dazu auf, in Gemeinschaft zu leben, Zeugen des Evangeliums zu sein und für Einheit und Frieden zu arbeiten.

Heute mehr denn je lasst uns dem Ruf folgen, wahre Katholiken zu sein: Mitglieder einer universellen Kirche, die Christus als Licht der Welt verkündet.

Über catholicus

Pater noster, qui es in cælis: sanc­ti­ficétur nomen tuum; advéniat regnum tuum; fiat volúntas tua, sicut in cælo, et in terra. Panem nostrum cotidiánum da nobis hódie; et dimítte nobis débita nostra, sicut et nos dimíttimus debitóribus nostris; et ne nos indúcas in ten­ta­tiónem; sed líbera nos a malo. Amen.

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