Dogmen, Lehre und Disziplin: Wie lehrt die Kirche?

Die katholische Kirche war im Laufe ihrer Geschichte stets ein Leuchtturm der Wahrheit und ein sicherer Führer für Millionen von Gläubigen. Doch in unserer heutigen Zeit des Relativismus und der doktrinären Verwirrung fällt es vielen Menschen – selbst innerhalb der Kirche – schwer, zwischen dem Unveränderlichen und dem Veränderlichen zu unterscheiden. Wie unterscheidet die Kirche zwischen Dogma, Lehre und Disziplin? Welche Bedeutung hat jede dieser Kategorien für unser Glaubensleben? Und wie können wir als Katholiken den Lehren der Kirche treu bleiben?

1. Das Dogma: Die unveränderliche und göttlich geoffenbarte Wahrheit

Dogma ist die höchste Stufe der kirchlichen Lehre. Es bezeichnet die von Gott geoffenbarten Wahrheiten, die feierlich vom Lehramt der Kirche definiert wurden – entweder durch den Papst ex cathedra oder durch ein ökumenisches Konzil. Diese Wahrheiten können sich nicht ändern, da sie von Gott selbst stammen und für den katholischen Glauben wesentlich sind.

Beispiele für Dogmen

Zu den bekanntesten Dogmen gehören:

  • Die Heilige Dreifaltigkeit: Ein Gott in drei Personen.
  • Die Göttlichkeit Jesu Christi: Wahrer Gott und wahrer Mensch.
  • Die Unbefleckte Empfängnis Mariens: Von der Erbsünde bewahrt vom Moment ihrer Empfängnis an.
  • Die Aufnahme der Jungfrau Maria in den Himmel: Mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen.

Warum ist das Dogma wichtig?

Dogmen sind keine menschlichen Erfindungen, sondern göttliche Offenbarungen, die für unser Heil notwendig sind. Die Verleugnung eines Dogmas ist Häresie, da sie bedeutet, eine von Gott selbst geoffenbarte Wahrheit abzulehnen. Ein Katholik kann sich nicht aussuchen, welche Dogmen er akzeptieren und welche er ignorieren möchte, denn der Glaube ist kein Buffet, aus dem man nach Belieben auswählt. Glaube ist ein Akt der liebenden Hingabe an Gott, der uns diese Wahrheiten zu unserem Wohl offenbart.

Wie können wir das in unserem Leben umsetzen?

  • Unseren Glauben vertiefen: Den Katechismus und kirchliche Dokumente über Dogmen lesen.
  • Die Wahrheit verteidigen: In einer Welt voller falscher Lehren müssen wir die Wahrheit kennen und mit Liebe verkünden.
  • Nach den Dogmen leben: Der Glaube ist nicht nur intellektuelles Wissen, sondern eine Realität, die unser Leben und unsere Entscheidungen prägen sollte.

2. Die Lehre: Die Unterweisung der Kirche

Die Lehre umfasst alle Glaubens- und Morallehren der Kirche. Im Gegensatz zum Dogma ist die Lehre nicht immer direkt von Gott geoffenbart, sondern eine authentische Erklärung oder Entwicklung der Offenbarung. Die Lehre kann sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln und vertiefen, aber sie kann niemals einem Dogma widersprechen.

Arten von Lehre

  • Unfehlbare Lehre: Endgültige Lehren, auch wenn sie nicht ausdrücklich als Dogmen definiert sind, wie z. B. die Priesterweihe, die ausschließlich Männern vorbehalten ist.
  • Nicht-definitive Lehre: Lehren, die sich weiterentwickeln können, aber dennoch respektiert werden müssen, wie bestimmte Interpretationen der sozialen Gerechtigkeit oder der Todesstrafe.

Kann sich die Lehre ändern?

Die Lehre ändert sich nicht in ihrem Wesen, aber sie kann sich weiterentwickeln. Zum Beispiel erklärte Papst Johannes Paul II., dass die Kirche ihr Verständnis der Menschenwürde vertieft habe, was zu einer strengeren Haltung gegen die Todesstrafe führte. Das bedeutet jedoch nicht, dass das, was früher moralisch akzeptabel war, nun unmoralisch ist; vielmehr hat die Kirche ihre Lehre klarer formuliert.

Wie können wir das in unserem Leben umsetzen?

  • Gehorsam gegenüber der Lehre der Kirche: Auch wenn manche Lehren schwer zu akzeptieren sind, führt uns Demut dazu, dem Lehramt der Kirche zu vertrauen.
  • Relativismus vermeiden: Wir können nicht individuell entscheiden, welche Lehren gültig sind. Die Kirche, die vom Heiligen Geist geführt wird, hat die Autorität zu lehren.
  • Unser Wissen vertiefen: Es reicht nicht aus, unseren Glauben oberflächlich zu kennen; wir müssen ihn studieren, um ihn vollständig zu leben.

3. Die Disziplin: Vorschriften, die sich ändern können

Die Disziplin betrifft kirchliche Vorschriften, die sich im Laufe der Zeit ändern können. Sie sind keine Glaubenswahrheiten, sondern Regeln, die den Gläubigen helfen sollen, ihr christliches Leben besser zu führen.

Beispiele für Disziplin

  • Der priesterliche Zölibat: Dies ist kein Dogma, sondern eine disziplinarische Regel in der lateinischen Kirche (in den katholischen Ostkirchen sind verheiratete Priester erlaubt).
  • Das eucharistische Fasten: Früher musste man 12 Stunden vor der Kommunion fasten, heute ist es nur noch eine Stunde.
  • Die lateinische Messe: Obwohl die Messe in lateinischer Sprache weiterhin gültig und erlaubt ist, hat die Disziplin ihre Feier in den Landessprachen ermöglicht.

Kann sich die Disziplin ändern?

Ja, denn Vorschriften können je nach den Bedürfnissen der Kirche angepasst werden. Allerdings sind nicht alle disziplinarischen Änderungen unbedingt positiv. In den letzten Jahrzehnten haben einige Veränderungen das spirituelle Leben der Gläubigen eher geschwächt als gestärkt.

Wie können wir das in unserem Leben umsetzen?

  • Den Vorschriften der Kirche gehorchen: Auch wenn sie nur disziplinarischer Natur sind, spiegeln sie das Bemühen der Kirche wider, uns in unserem geistlichen Weg zu helfen.
  • Das Wesentliche vom Nebensächlichen unterscheiden: Wir sollten uns nicht mehr an eine Disziplin als an ein Dogma klammern. Ein Katholik kann ein Dogma nicht ablehnen, aber er kann bestimmte traditionelle Disziplinen bevorzugen.
  • Auf schädliche Veränderungen achten: Nicht jede disziplinarische Änderung ist zum Wohl der Kirche. Die Gläubigen haben das Recht, Bedenken zu äußern, wenn eine Disziplin den Glauben schwächt.

Fazit: Ein Aufruf zur Treue und Heiligkeit

Das Verständnis des Unterschieds zwischen Dogma, Lehre und Disziplin hilft uns, unseren Glauben besser zu leben. Heute, in einer Welt, in der die Autorität der Kirche oft infrage gestellt wird, müssen wir uns daran erinnern, dass das Dogma unveränderlich ist, die Lehre uns leitet und die Disziplin eine praktische Hilfe für unser Glaubensleben ist.

Katholiken sind nicht nur dazu berufen, diese Wahrheiten zu kennen, sondern sie auch mit Liebe und Treue zu leben. Die Kirche legt ihre Lehren nicht willkürlich fest, sondern bietet sie als Leuchtturm inmitten des Sturms von Relativismus und Verwirrung an.

Fragen wir uns also:

  • Bin ich bereit, Dogmen mit Demut anzunehmen, auch wenn ich sie nicht vollständig verstehe?
  • Bemühe ich mich, die Lehre der Kirche zu lernen und in meinem Leben umzusetzen?
  • Befolge ich die disziplinarischen Vorschriften mit einem Geist der Treue, ohne in Extreme zu verfallen?

Möge die selige Jungfrau Maria, die Mutter der Kirche, uns helfen, unseren Glauben mit Kohärenz, Mut und Liebe zu leben, damit wir treue Zeugen Christi in der Welt sein können. Amen.

Über catholicus

Pater noster, qui es in cælis: sanc­ti­ficétur nomen tuum; advéniat regnum tuum; fiat volúntas tua, sicut in cælo, et in terra. Panem nostrum cotidiánum da nobis hódie; et dimítte nobis débita nostra, sicut et nos dimíttimus debitóribus nostris; et ne nos indúcas in ten­ta­tiónem; sed líbera nos a malo. Amen.

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