Die „Kleine Exorzismus“: Was ist das und warum praktiziert die Kirche ihn bei der Taufe?

Im Herzen des katholischen Glaubens liegt ein tiefes Verständnis des Kampfes zwischen Gut und Böse, ein spiritueller Kampf, der das Sichtbare transzendiert und in die tiefsten Bereiche der menschlichen Seele vordringt. In diesem Kontext findet die „kleine Exorzismus“, eine wenig bekannte, aber äußerst bedeutsame liturgische Praxis, ihren Platz, insbesondere im Sakrament der Taufe. Dieser Artikel soll diese uralte Tradition beleuchten, ihre theologische Bedeutung erklären und zeigen, warum sie in der heutigen Welt immer noch relevant ist.


Was ist die kleine Exorzismus?

Die kleine Exorzismus ist ein Befreiungsgebet, das die Kirche verwendet, um den Einfluss des Bösen abzuwehren und die Seele darauf vorzubereiten, die göttliche Gnade zu empfangen. Im Gegensatz zum großen Exorzismus, einem feierlichen Ritual, das für extreme Fälle von dämonischer Besessenheit reserviert ist, ist die kleine Exorzismus eine einfachere und häufigere Praxis, die in bestimmten Sakramenten und Segnungen integriert ist.

In der Taufe spielt die kleine Exorzismus eine grundlegende Rolle. Durch sie erkennt die Kirche an, dass die Erbsünde, diese Wunde, die wir von unseren ersten Eltern, Adam und Eva, geerbt haben, eine Spur auf der Seele des Neugeborenen hinterlassen hat. Diese Sünde ist keine persönliche Tat des Kindes, sondern ein Zustand, der es von der Fülle der Gnade Gottes trennt. Die kleine Exorzismus ist daher ein Akt der Reinigung, eine Vorbereitung, damit der Täufling das Geschenk des neuen Lebens in Christus empfangen kann.


Die kleine Exorzismus im Taufritus

Das Taufritual, wie wir es heute kennen, hat sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt, aber sein Wesen bleibt unverändert. Im traditionellen römischen Ritus wird die kleine Exorzismus vor dem Übergießen mit dem Taufwasser vollzogen. Der Priester spricht im Namen Christi und der Kirche Befreiungsworte, wie zum Beispiel:

„Ich beschwöre dich, unreiner Geist, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, dass du ausziehst und von diesem Diener Gottes fliehst. Denn Er selbst gebietet dir, verfluchter und verdammter Geist, Er, der auf dem Meer ging und Seine rechte Hand dem sinkenden Petrus ausstreckte.“

Diese Worte sind keine bloßen Formalitäten, sondern eine Proklamation des Sieges Christi über das Böse. Der Priester, der in persona Christi handelt, ruft die Macht Gottes an, um das Kind von jedem dämonischen Einfluss zu befreien und es darauf vorzubereiten, ein Tempel des Heiligen Geistes zu werden.


Die theologische Bedeutung der kleinen Exorzismus

Die kleine Exorzismus in der Taufe erinnert uns an eine grundlegende Wahrheit: Das Böse existiert, aber Christus hat es besiegt. Der heilige Paulus drückt dies klar in seinem Brief an die Römer aus: „Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade übergroß geworden“ (Römer 5, 20). Die Erbsünde hat uns der ursprünglichen Heiligkeit beraubt, aber die Taufe stellt uns wieder in das göttliche Leben ein.

Die kleine Exorzismus ist daher ein Akt des Glaubens an die Erlösung Christi. Es handelt sich nicht um ein abergläubisches Ritual, sondern um eine Bestätigung, dass die Macht Gottes stärker ist als jede Kraft des Bösen. Indem das Kind vom Einfluss des Teufels befreit wird, führt die Kirche es in die Familie Gottes ein, wo nicht mehr die Sünde, sondern die Gnade herrscht.

Darüber hinaus lehrt uns dieser Exorzismus, dass das christliche Leben ein ständiger Kampf ist. Die Taufe beseitigt nicht die Möglichkeit zu sündigen, aber sie gibt uns die notwendigen Waffen, um dem Bösen zu widerstehen. Die kleine Exorzismus ist in diesem Sinne eine Erinnerung daran, dass wir immer wachsam sein müssen, bekleidet mit der Rüstung Gottes (Epheser 6, 11).


Warum praktiziert die Kirche sie heute?

In einer zunehmend säkularisierten Welt, in der viele die Existenz des Bösen in Frage stellen oder es auf eine bloße psychologische Konstruktion reduzieren, mag die kleine Exorzismus veraltet erscheinen. Doch ihre Praxis ist heute relevanter denn je.

Wir leben in einer Kultur, die, obwohl sie die Sünde leugnet, ihre Konsequenzen erlebt: Spaltung, Gewalt, Verzweiflung. Die kleine Exorzismus erinnert uns daran, dass das Böse keine Illusion ist, sondern eine Realität, die mit dem Licht Christi konfrontiert werden muss. In der Taufe reinigt die Kirche nicht nur die Seele von der Erbsünde, sondern stärkt sie auch, um den Versuchungen der Welt zu widerstehen.

Darüber hinaus ist die kleine Exorzismus ein Akt der Hoffnung. Indem das Kind vom Einfluss des Teufels befreit wird, verkündet die Kirche, dass das Böse nicht das letzte Wort hat. Christus, der Sieger über Sünde und Tod, hat uns die Freiheit der Kinder Gottes geschenkt. Die Taufe ist daher ein Neuanfang, eine Wiedergeburt zum ewigen Leben.


Die kleine Exorzismus als spiritueller Leitfaden

Die kleine Exorzismus ist nicht nur ein Ritual für die Neugetauften; sie ist auch eine Einladung an alle Christen, ihr Engagement für Christus zu erneuern. Jedes Mal, wenn wir das Kreuzzeichen machen, jedes Mal, wenn wir den Namen Jesu anrufen, vollziehen wir einen kleinen Akt der Exorzismus, indem wir das Böse zurückweisen und unseren Glauben an Gott bekräftigen.

In einer Welt voller Ablenkungen und Versuchungen müssen wir uns daran erinnern, dass der spirituelle Kampf real ist. Die kleine Exorzismus lehrt uns, dass wir in diesem Kampf nicht allein sind. Die Kirche, wie eine liebende Mutter, bietet uns die notwendigen Werkzeuge, um dem Bösen zu widerstehen und in Heiligkeit zu wachsen.


Fazit: Ein Aufruf zur Freiheit in Christus

Die kleine Exorzismus in der Taufe ist viel mehr als ein altes Ritual; sie ist ein kraftvoller Ausdruck des Glaubens der Kirche an die befreiende Macht Christi. Sie erinnert uns daran, dass, obwohl das Böse existiert, es keine Macht über diejenigen hat, die durch das Blut Jesu erlöst wurden.

In einer Welt, die oft von Dunkelheit dominiert zu sein scheint, ist die kleine Exorzismus ein Strahl der Hoffnung. Sie erinnert uns daran, dass wir durch die Taufe von der Sünde befreit und dazu berufen wurden, als Kinder des Lichts zu leben. Möge diese uralte Praxis uns inspirieren, unseren Glauben zu erneuern, dem Bösen zu widerstehen und die Freiheit zu ergreifen, die nur Christus bieten kann.

So bereitet die kleine Exorzismus nicht nur das Kind auf die Taufe vor, sondern lädt uns alle ein, in der Fülle der Gnade zu leben, im Vertrauen darauf, dass wir mit Christus mehr als Überwinder sind.

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Pater noster, qui es in cælis: sanc­ti­ficétur nomen tuum; advéniat regnum tuum; fiat volúntas tua, sicut in cælo, et in terra. Panem nostrum cotidiánum da nobis hódie; et dimítte nobis débita nostra, sicut et nos dimíttimus debitóribus nostris; et ne nos indúcas in ten­ta­tiónem; sed líbera nos a malo. Amen.

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