„Entdecke, wie ein Christenverfolger, der Jesus nie persönlich kannte, zur Säule der Kirche und zum Vorbild der Bekehrung wurde.“
Einleitung: Eine unheilvolle Zahl, eine glorreiche Mission
Die Zahl 13 gilt oft als Unglückszahl, verbunden mit Aberglauben oder gar einem Fluch. Doch in der christlichen Tradition bekommt diese Zahl eine ganz neue Bedeutung, wenn wir uns die Gestalt des Paulus von Tarsus ansehen. Er wird oft der „13. Apostel“ genannt – und seine Geschichte ist ebenso umstritten wie faszinierend: Er kannte Jesus nicht zu Lebzeiten, wurde nicht vom Herrn während seines öffentlichen Wirkens berufen – und doch hallt seine Stimme in einem großen Teil des Neuen Testaments wider. War er wirklich ein Apostel? Mit welcher Autorität predigte er? Warum erkennt ihn die Kirche als solchen an?
Dieser Artikel lädt dich zu einer lehrreichen und geistlichen Reise durch das Leben des heiligen Paulus ein. Wir beleuchten seine Geschichte, seine Theologie und die konkrete Relevanz seines Erbes für heute. Lass uns gemeinsam entdecken, warum dieser ehemalige Feind der Christen zu einem der Grundpfeiler des katholischen Glaubens wurde.
1. Vom Verfolger zum Verkünder: Vor und nach Paulus’ Bekehrung
Wer war Saulus von Tarsus?
Bevor er als Paulus bekannt wurde, hieß er Saulus. Er war ein jüdischer Pharisäer, geboren in Tarsus (im heutigen Türkei), römischer Bürger, ein eifriger Beobachter des mosaischen Gesetzes – und ein leidenschaftlicher Verfolger der Christen. Er beschreibt sich selbst als ein „Hebräer von Hebräern“, ein „Verfolger der Kirche“ (vgl. Philipper 3,5–6).
„Saulus aber, der noch Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn schnaubte, ging zum Hohenpriester…“ (Apostelgeschichte 9,1)
Sein religiöser Eifer trieb ihn dazu, Christen zu verfolgen und an ihrer Hinrichtung mitzuwirken – wie bei Stephanus, dem ersten Märtyrer (vgl. Apg 7,58).
Der entscheidende Wendepunkt: Der Weg nach Damaskus
Alles änderte sich in einem einzigen Moment. Auf dem Weg nach Damaskus, um dort Christen festzunehmen, wurde er von einem Licht vom Himmel zu Boden geworfen, und eine Stimme sprach:
„Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ (Apostelgeschichte 9,4)
„Wer bist du, Herr?“ – „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ (Vers 5)
Diese mystische Begegnung veränderte alles. Drei Tage lang war Saulus blind. Nachdem er von Hananias getauft wurde, erhielt er sein Augenlicht zurück und begann sofort zu predigen, dass Jesus der Sohn Gottes ist.
2. War er wirklich ein Apostel?
Der Begriff „Apostel“ im Neuen Testament
Wörtlich bedeutet Apostel (griechisch apostolos) „Gesandter“. Die zwölf Apostel wurden direkt von Jesus berufen und begleiteten ihn von Anfang an. Paulus gehörte nicht zu ihnen. Warum also erkennt ihn die Kirche als Apostel an?
Der Schlüssel liegt in seiner einzigartigen Berufung. Zwar war er kein Augenzeuge des irdischen Lebens Jesu, doch er war Zeuge des auferstandenen Christus. In seinen Briefen verteidigt Paulus sein Apostolat mit Nachdruck:
„Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn, gesehen?“ (1 Korinther 9,1)
Und auch:
„Paulus, Apostel – nicht von Menschen noch durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn von den Toten auferweckt hat…“ (Galater 1,1)
Die Bestätigung seiner Sendung
Nach mehreren Jahren des Predigens ging Paulus nach Jerusalem, um die „Säulen“ der Kirche zu treffen: Petrus, Jakobus und Johannes. Sie erkannten seine Berufung an und reichten ihm „die Hand zum Zeichen der Gemeinschaft“ (vgl. Galater 2,9). Seine Sendung wurde somit offiziell durch die Kirche Christi bestätigt. Der 13. Apostel war kein Hochstapler, sondern ein Auserwählter.
3. Warum ist Paulus für das Christentum so wichtig?
Der große Architekt der christlichen Theologie
Paulus ist der menschliche Autor von 13 Briefen des Neuen Testaments (einige werden heute kritisch diskutiert), in denen er zentrale Konzepte entwickelt:
- Rechtfertigung durch den Glauben (vgl. Römer 3,28)
- Der mystische Leib Christi (vgl. 1 Korinther 12)
- Die Gnade als unverdientes Geschenk
- Die Mitte des Glaubens: Kreuz und Auferstehung
Er war der Erste, der den christlichen Glauben systematisch darlegte. Heilige wie Augustinus und Thomas von Aquin (und selbst Martin Luther, wenngleich in fehlerhafter Auslegung) stützten sich auf Paulus. Ohne ihn wäre unser Verständnis des Evangeliums fragmentarisch.
Der Missionar ohne Grenzen
Paulus legte tausende Kilometer zurück, gründete christliche Gemeinden in Schlüsselflorten (Korinth, Ephesus, Philippi, Thessaloniki, Rom…) und verstand es, das Evangelium kulturübergreifend zu verkünden, ohne es zu verfälschen. Er war die Brücke zwischen der jüdischen und der heidnischen Welt.
Er fasst seine Mission in diesem berühmten Satz zusammen:
„Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.“ (1 Korinther 9,22)
4. Die Aktualität seiner Botschaft: Paulus, Lehrer der Bekehrung und inneren Freiheit
Ein Vorbild für den modernen Menschen
Wir leben in einer Welt, in der Identität oft über Beruf, Erfolg oder Ideologie definiert wird. Paulus lehrt uns: Der Mittelpunkt des Menschseins ist die Beziehung zu Christus. Ein Satz von ihm kann uns als Kompass dienen:
„Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ (Galater 2,20)
Diese Botschaft ist heute hochaktuell: Wer bin ich? Was ist mein Ziel? Wo finde ich Sinn? Paulus antwortet: Im gekreuzigten und auferstandenen Christus.
Sein Leben: Zeugnis von Standhaftigkeit und Treue
Gesteinigt, geschlagen, gefangen, verraten… Paulus gab nie auf. Sein Leben ist ein Lied der beharrlichen Treue. In unserer instabilen Zeit erinnert er uns: Der Glaube ist kein Komfort – er ist Mut.
5. Theologisch-pastoraler Praxisleitfaden: Wie man heute wie Paulus leben kann
A. Sich täglich bekehren
Bekehrung ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein lebenslanger Weg. Paulus lädt uns ein, unser Herz täglich zu erneuern:
- Mache täglich Gewissenserforschung. Frage dich: Verfolge ich Christus im Anderen durch mein Urteil oder meine Gleichgültigkeit?
- Bete aufrichtig: „Herr, was soll ich tun?“ (Apostelgeschichte 9,6)
B. Sich formen lassen
Paulus verbrachte Jahre in der Stille, bevor er predigte. Er handelte nicht überstürzt. Heute gilt:
- Vertiefe deinen Glauben. Lies seine Briefe.
- Suche geistliche Begleitung. Lass dich führen – wie Paulus von Hananias.
C. Apostel im eigenen Umfeld sein
Du musst nicht nach Korinth oder Rom reisen. Deine Familie, dein Arbeitsplatz, deine sozialen Netzwerke – das ist dein Missionsfeld. Evangelisiere mit deinem Leben:
- Gib Zeugnis, ohne zu zwingen.
- Sprich mit Freude über Christus, nicht mit Angst.
- Liebe die Kirche – auch wenn sie verwundet ist – wie Paulus sie geliebt hat.
D. Das Kreuz und den Kampf annehmen
„Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage, und ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Leiden Christi noch fehlt für seinen Leib, die Kirche.“ (Kolosser 1,24)
Das Kreuz ist keine Strafe, sondern der Ort, an dem neues Leben beginnt. Nimm deine Schwierigkeiten als Wege der Gnade an.
6. Schlusswort: Die 13, die uns für immer verändert hat
Paulus war tatsächlich der 13. Apostel. Doch mehr noch war er das Symbol der Verwandlung: Vom Verfolger zum Märtyrer, vom Gesetzesfanatiker zum Mystiker, vom Feind zum Freund Christi. Sein Leben ruft laut: Niemand ist außerhalb der Reichweite der Gnade.
Wenn du je gedacht hast: „Ich bin nicht heilig genug“, wenn du dich für zu sündig hältst, wenn du an deiner Berufung zweifelst oder meinst, es sei zu spät für Veränderung… dann denke an Paulus.
Seine Geschichte zeigt: Gott wählt nicht die Perfekten – Er macht die Auserwählten vollkommen.
Abschließendes Gebet:
Herr Jesus, wie Du es mit Saulus getan hast, stürze auch mich vom Pferd meines Stolzes und meiner Blindheit. Schenke mir eine tiefe, mutige und beständige Bekehrung. Mache mich zu einem Apostel für unsere Zeit, zu einem Licht für jene, die Dich nicht kennen, zu einem Trost für die Leidenden und zu einem treuen Zeugen Deiner Liebe. Amen.