Das Manutergium und die Mütter der Priester: Ein Band der Liebe, des Opfers und der Ewigkeit

Einleitung: Ein Zeichen des Glaubens, das über das Leben hinausgeht

In der reichen Tradition der katholischen Kirche gibt es tiefe Symbole, die uns vom Geheimnis der priesterlichen Berufung und der entscheidenden Rolle der Familie, insbesondere der Mutter, erzählen, wenn sie ihren Sohn Gott weiht. Eines dieser Symbole, voller Schönheit und Bedeutung, ist das Manutergium, ein einfaches, aber tief spirituelles Tuch, das im traditionellen Weihe-Ritus (Vetus Ordo) verwendet wird.

Diese alte Tradition erinnert uns daran, dass das Priestertum nicht nur eine persönliche Berufung ist, sondern eine Mission, die eine ganze Familie verwandelt. Die Mutter, die ihren Sohn Gott geschenkt hat, erhält ein greifbares Zeugnis dieser Hingabe – ein heiliges Tuch, das sie bis in die Ewigkeit begleitet.

Ursprung und Geschichte des Manutergiums

Das Wort Manutergium stammt aus dem Lateinischen: manu (Hand) und tergium (Tuch), was wörtlich „Handtuch“ bedeutet. Seine Verwendung in der Liturgie reicht Jahrhunderte zurück und ist ein fester Bestandteil der Priesterweihe im traditionellen Ritus der Messe (Vetus Ordo).

Während der Weihezeremonie, nachdem der Bischof dem Neupriester die Hände aufgelegt und sie mit heiligem Chrisam gesalbt hat, wird ein weißes Tuch um seine geweihten Hände gewickelt. Dieses Tuch ist das Manutergium, das das heilige Öl aufnimmt und die Weihe der Hände des Priesters für den göttlichen Dienst symbolisiert.

Doch die Bedeutung des Manutergiums geht über diesen heiligen Moment hinaus. Die Tradition besagt, dass nach der Weihe die Mutter des Priesters das Manutergium von den Händen ihres Sohnes löst. Sie bewahrt es als geistlichen Schatz auf, bis zu dem Tag, an dem sie stirbt. Dann wird es in ihre Hände gelegt – als Zeichen dafür, dass sie die Mutter eines Priesters ist.

Einer frommen Überlieferung zufolge wird diese Mutter, wenn sie vor den Herrn tritt und Er sie fragt:
„Ich habe dir das Leben geschenkt; was hast du Mir dafür gegeben?“
demütig das Manutergium überreichen und antworten:
„Herr, ich habe Dir meinen Sohn als Priester gegeben.“

Dieses ergreifende Bild drückt die Größe der priesterlichen Berufung und das immense Verdienst einer Mutter aus, die ihren Sohn dem Altar opfert.

Die geistliche Bedeutung des Manutergiums

Das Priestertum ist ein göttliches Geschenk, aber auch eine Berufung, die Opfer verlangt. Christus selbst sagt uns:

„Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“ (Johannes 15,16)

Doch hinter jeder priesterlichen Berufung steht eine Familie, in der der Glaube genährt wurde. Die Mütter der Priester spielen eine besondere Rolle in dieser Liebesgeschichte zwischen Gott und der priesterlichen Seele. Sie haben gebetet, im Glauben erzogen und in vielen Fällen die erste Inspiration für die Berufung gegeben.

Das Manutergium wird zum Zeichen dieses stillen, aber kraftvollen Opfers. Es erinnert daran, dass Mutterschaft nicht nur biologisch ist, sondern auch eine geistliche Berufung darstellt, die den Priester sein Leben lang begleitet.

Für eine Mutter ist es in gewisser Weise eine neue Verkündigung, wenn sie sieht, wie ihr Sohn Priester wird – ähnlich der Verkündigung an die Jungfrau Maria, als sie die Botschaft des Engels empfing:

„Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lukas 1,38)

Wird diese Tradition im Novus Ordo beibehalten?

Mit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde das Weihe-Ritual mehrfach geändert. In der Ordentlichen Form (Novus Ordo) salbt der Bischof zwar weiterhin die Hände des Neupriesters mit heiligem Chrisam, doch die Verwendung des Manutergiums ist in den meisten Regionen verschwunden. In einigen Diözesen gibt es noch die Praxis, dass dem Neupriester ein Tuch gegeben wird, um das Chrisam abzuwischen – allerdings ohne die tiefgehende Symbolik des traditionellen Ritus.

Dennoch bestehen viele katholische Familien, die der Tradition verbunden sind, weiterhin darauf, das Manutergium zu verwenden und es der Mutter des Priesters zu überreichen. In Gemeinschaften, die den Vetus Ordo feiern, bleibt die Tradition mit all ihrem geistlichen Reichtum lebendig.

Abschließende Überlegung: Ein Erbe der Liebe und der Heiligkeit

Das Manutergium ist mehr als nur ein Stück Stoff – es ist ein Zeugnis von Hingabe, Liebe und Glauben. Es erinnert uns daran, dass Mutterschaft eine Berufung ist, die über das irdische Leben hinausgeht und sich in die Ewigkeit erstreckt. Eine Mutter, die ihren Sohn dem Priestertum weiht, nimmt auf besondere Weise am Erlösungsgeheimnis teil.

In einer Welt, in der das Priestertum oft missverstanden oder angegriffen wird, helfen uns solche Traditionen, das unermessliche Geschenk eines Priesters für die Kirche zu schätzen. Jede Mutter, die ihren Sohn Gott weiht, trägt zum Wachstum Seines Reiches bei – sie sät auf Erden, was eines Tages im Himmel blühen wird.

Möge dieser Artikel Mütter, Priester und alle Gläubigen inspirieren, damit wir niemals den Wert des Priestertums und die entscheidende Rolle der Familie bei seiner Entstehung vergessen. Beten wir darum, dass viele Mütter eines Tages ihr Manutergium vor Gott präsentieren dürfen und von Ihm die süßesten Worte hören:

„Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener… komm, nimm teil an der Freude deines Herrn.“ (Matthäus 25,23)

Über catholicus

Pater noster, qui es in cælis: sanc­ti­ficétur nomen tuum; advéniat regnum tuum; fiat volúntas tua, sicut in cælo, et in terra. Panem nostrum cotidiánum da nobis hódie; et dimítte nobis débita nostra, sicut et nos dimíttimus debitóribus nostris; et ne nos indúcas in ten­ta­tiónem; sed líbera nos a malo. Amen.

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