Das 5. Marianische Dogma: Marias Mittlerschaft in der Erlösung – ein Geheimnis der Liebe und des Heils

Einführung: Maria, Mittlerin im Heilsplan Gottes

Im Herzen des katholischen Glaubens schlägt ein Geheimnis göttlicher Liebe: die einzigartige Teilhabe der Allerheiligsten Jungfrau Maria am Erlösungswerk Christi. Die mögliche Verkündigung des 5. Marianischen Dogmas – Marias Mittlerschaft in der Erlösung (Corredemptrix) – ist nicht nur eine theologische Frage, sondern eine Wahrheit, die unser geistliches Leben verwandeln kann.

Doch was bedeutet es, dass Maria Mittlerin ist? Wie hat sie aktiv an unserem Heil mitgewirkt? Und vor allem: Wie können wir diese Verehrung in unserer heutigen, von Säkularisierung und religiöser Gleichgültigkeit geprägten Zeit leben?

Dieser Artikel möchte diese Fragen mit theologischer Tiefe und pastoraler Anwendung beantworten, damit jeder Katholik die unersetzliche Rolle Marias auf seinem Weg zu Christus entdeckt.


1. Was bedeutet Marias Mittlerschaft in der Erlösung?

Die Mittlerschaft Marias (Corredemptio) bezieht sich auf ihre einzigartige Mitwirkung am Erlösungswerk Jesu Christi. Es geht nicht darum, Maria mit Christus – dem einzigen Erlöser – gleichzustellen, sondern ihre untergeordnete, doch wesentliche Rolle im Heilsplan anzuerkennen.

Biblische Grundlage: Maria unter dem Kreuz

Das Johannesevangelium zeigt uns Maria unter dem Kreuz, wo sie sich dem Opfer ihres Sohnes vereint:

„Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu der Mutter: ‚Frau, siehe, dein Sohn!‘ Dann sagte er zu dem Jünger: ‚Siehe, deine Mutter!‘ Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“ (Johannes 19,25-27)

In diesem Moment leidet Maria nicht nur als Mutter – sie opfert ihren Schmerz in Vereinigung mit Christus und wirkt so an der Erlösung der Menschheit mit.

Theologische Definition

Marias Mittlerschaft wird verstanden als:

  • Aktive Mitwirkung: Ihr „Ja“ bei der Verkündigung (Lk 1,38) hielt sie bis nach Golgota aufrecht.
  • Erlösendes Leiden: Ihr Schmerz unter dem Kreuz war Teil des heilbringenden Opfers.
  • Geistliche Mutterschaft: Als sie dem Jünger (Symbol der Kirche) als Mutter gegeben wurde, wurde sie Mutter aller Gläubigen.

2. Geschichte der Verehrung der Mittlerschaft Marias

Die Idee Marias als Mittlerin ist nicht neu. Von den Kirchenvätern bis zu Mystikern und Päpsten der Neuzeit haben viele diese Wahrheit vertreten.

Kirchenväter und Mittelalter

  • Hl. Irenäus (2. Jh.) nannte Maria die „neue Eva“, die den Knoten des Ungehorsams der ersten Frau löst.
  • Hl. Bernhard (12. Jh.) und andere mittelalterliche Mystiker betonten ihre Rolle im Heilswerk.

19.-20. Jahrhundert: Die Pro-Dogma-Bewegung

  • Hl. Pius X. und Pius XII. bezeichneten Maria als „Wiederherstellerin der Welt“.
  • Hl. Johannes Paul II. verwendete den Begriff „Corredemptrix“ in Ansprachen und Lehren.

Heute fordern viele Theologen und Gläubige die Verkündigung dieses Dogmas, das das 5. Marianische Dogma werden würde, nach:

  1. Gottesmutterschaft (Ephesus, 431)
  2. Immerwährende Jungfräulichkeit (Lateran, 649)
  3. Unbefleckte Empfängnis (Pius IX., 1854)
  4. Aufnahme in den Himmel (Pius XII., 1950)

3. Bedeutung für die heutige Welt

Wir leben in einer Zeit der geistlichen Krise, in der viele sich verloren fühlen. Marias Mittlerschaft erinnert uns an:

a) Den Wert des aufgeopferten Leidens

Maria lehrt, dass Schmerz, mit Christus vereint, erlösende Kraft hat. Viele leiden heute ohne Hoffnung; das Verständnis der Mittlerschaft hilft ihnen, ihr Kreuz im Glauben zu tragen.

b) Die Bedeutung der Mitwirkung mit Gott

Gott handelt nicht allein – er will unsere freie Mitarbeit. Maria ist das vollkommene Vorbild, wie wir zu Gottes Willen „mir geschehe“ sagen können.

c) Marias geistliche Mutterschaft

In einer zerrissenen Welt vereint uns Maria als Mutter der Kirche und führt uns zu Jesus.


4. Wie wir die Mittlerschaft im Alltag leben können

a) Leiden mit Maria aufopfern

In Prüfungen können wir beten:
„Maria, ich opfere diesen Schmerz in Vereinigung mit deinem Schmerz unter dem Kreuz auf für das Heil der Seelen.“

b) Die Schmerzen Marias betrachten

Der Rosenkranz, besonders die Schmerzhaften Geheimnisse, hilft uns, uns ihrem Opfer zu vereinen.

c) Ihr „Fiat“ nachahmen

Wie sie sollen wir Gott im Alltag „ja“ sagen – in der Familie, bei der Arbeit, in Prüfungen.


Schluss: Ein Aufruf, dieses Geheimnis zu vertiefen

Marias Mittlerschaft ist keine abstrakte Theorie, sondern eine Flamme der Liebe, die unser Leben erleuchten kann. Sollte dieses Dogma verkündet werden, würde es der Kirche in dunklen Zeiten als Leuchte der Hoffnung dienen.

Bis dahin ist jeder Katholik gerufen:
✅ Maria als Mutter und Mittlerin inniger zu lieben.
✅ Sein Leiden mit Christus zu vereinen.
✅ Diese Verehrung in einer erlösungsbedürftigen Welt zu verbreiten.

Möge Maria, die schmerzhafte und glorreiche Mutter, uns immer zu ihrem Sohn führen, unserem einzigen Erlöser.

Amen.


„Maria ist die Morgenröte, die die Sonne der Gerechtigkeit, Jesus Christus, unseren Erlöser, ankündigt.“ — Hl. Bernhard

Über catholicus

Pater noster, qui es in cælis: sanc­ti­ficétur nomen tuum; advéniat regnum tuum; fiat volúntas tua, sicut in cælo, et in terra. Panem nostrum cotidiánum da nobis hódie; et dimítte nobis débita nostra, sicut et nos dimíttimus debitóribus nostris; et ne nos indúcas in ten­ta­tiónem; sed líbera nos a malo. Amen.

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